Digitaler Auftakt

Nach 16 Monaten präsentierte das Land die digitale Agenda.
Dornbirn Der Begriff „Lean“ hat nichts mit zurücklehnen zu tun. Im Gegenteil. Mithilfe der Lean-Start-up-Methode sind schon Milliarden-Unternehmen entstanden. Das Erfolgsrezept: Es braucht keine lange Vorabplanung mit umfangreichem Businessplan, Learning by Doing lautet die Zauberformel. Produkte oder Dienstleistungen werden bereits ganz früh auf den Markt gebracht. Anschließend gilt es, vom Kunden zu lernen und Fehler zuzulassen. Das kann dazu führen, dass daraus ein völlig anderes Geschäftsmodell resultiert oder gar eine Idee wieder ganz begraben wird. Aber so entsteht Innovation!
Auch was den Umgang mit Digitalisierung betrifft, sind Innovationen gefragt. Vorarlbergs Innovation nennt sich digitale Agenda und wurde am Dienstag präsentiert. 16 Monate lang diskutierten Land, Arbeiterkammer, Wirtschaftskammer und Industriellenvereinigung über Digitales. Am Ende steht ein 63-seitiger Katalog mit dem innovativen Titel „vorarl
Wer sich nach 16 Monaten große Antworten auf große Fragen erwartet hätte, wurde enttäuscht. Die Agenda ist ein Auftakt. „Wir tun das, was wir gut können. Leute zusammenbringen, ohne uns groß einzumischen“, erklärte Landeshauptmann Markus Wallner. Das Land könne den Rahmen schaffen, letztlich sei es aber eine Aufgabe der Wirtschaft. Zugleich ortete er in eigenen Verantwortungsbereichen Nachholbedarf. Im Schulsystem gehe es viel zu langsam, genauso bei der Breitband-Infrastruktur und der digitalen Verwaltung.
Wirtschaftskammer und IV sind von Anfang an am Prozess beteiligt. Die AK musste sich im Herbst reinreklamieren, die VN berichteten. Die Gewerkschaft wurde nicht gefragt. „Das Land legt offenbar keinen Wert darauf, den digitalen Wandel im Sinne und zum Vorteil der Menschen zu gestalten“, ärgert sich ÖGB-Landesvorsitzender Norbert Loacker. „Die Risiken für Arbeitnehmer müssen stärker berücksichtigt werden. Sollte sich diese Vorgangsweise wiederholen, liegt das wohl an einseitiger Parteipolitik.“
Reiseleiter gesucht
Die Kammern und Vereinigungen haben schon viele Digitalisierungsprojekte initiiert oder geplant. Einen Auszug davon präsentierten sie am Dienstag. Eva King von der Ak sprach davon, digitale Kompetenz in Schulen und Unternehmen zu bringen. Eine Million Euro soll in die Berufsschulen fließen. Die Wirtschaftskammer hat mit Start-upland kürzlich eine Initiative vorgestellt, die Vorarlberg zum Start-up-Land machen soll. Präsident Hans Peter Metzler bemühte den Zugvergleich: „Wir sitzen zwar im Digitalisierungszug, aber nicht in der ersten Klasse, sondern im hinteren Teil. Und der Reiseleiter fehlt.“
Das von ihm geforderte Kompetenzzentrum wurde ihm am Dienstag von Wirtschaftslandesrat Karlheinz Rüdisser und Harald Moosbrugger von der Wirtschaftsabteilung zugesichert. Rüdisser war es auch, der die soziale Verantwortung betonte. „Wir können die Menschen, denen es zu schnell geht, nicht alleine lassen.“ Die IV appellierte an die Vorarlberger Unternehmen, sich neuen Entwicklungen zu öffnen. Die Fachhochschule tut dies bereits: Dort entsteht eine „digital factory“, in der ein Teil einer Produktion nachgebildet wird, um die gesamte Palette an Digitalisierung sichtbar zu machen. Und dann per Lean – oder anderen Methoden – neue Lösungswege zu suchen.
„Die Risiken für die Arbeitnehmer müssen in der Agenda stärker berücksichtigt werden.“
vn.at/mehrwissen
Digitale Agenda
http://VN.AT/sueymV