Ein Kalb pro Landwirt

Um Transporte zu beenden, soll jeder Bauer ein weiteres Kalb aufziehen, fordert Steinacher.
Bregenz Dieter Steinacher als Idealisten zu bezeichnen, wäre wohl untertrieben. 1985 gründete er die Friends of Nüziders, die sich seitdem für gute Zwecke einsetzen. 2009 kämpfte er für eine Poststelle in Nüziders. Aktuell setzt er sich für Kälber und gegen deren Transport ein. Und wenn sich Dieter Steinacher für etwas einsetzt, dann mit vollem Engagement. Vorarlbergs Agrarlandesrat Christian Gantner ist erst zwei Wochen im Amt, am Mittwoch war Steinacher bereits bei ihm. Steinacher übergab dem Landesrat einen Forderungskatalog, der sofort Eingang in die politische Debatte gefunden hat. „Ich bin überzeugt, dass man auf Kälbertransporte komplett verzichten kann“, betont Steinacher.
Ganz so einfach sei es nicht, entgegnete Landesrat Christian Gantner bereits im VN-Interview vor einer Woche. Nach dem Gespräch mit Steinacher bekräftigt er: „So ehrlich muss man sein. Ganz abstellen kann man Kälbertransporte sicher nicht. Aber man kann sie minimieren.“ Gantner verweist auf den Achtpunkteplan zur Verringerung von besagten Transporten, den sein Vorgänger Erich Schwärzler erstellte. „Die Maßnahmen von Herrn Steinacher sind als Ergänzung zu sehen, ich nehme sie gerne entgegen.“ Der Landesrat erklärt zudem, dass derzeit ein Allparteienantrag in Arbeit sei, der konkrete Maßnahmen enthalten soll. „Darin spielen sicher auch Steinachers Vorschläge eine Rolle“, sagt Gantner.
Eine von Steinachers Ideen: In Vorarlberg existieren derzeit rund 1500 Vieh haltende Bauernhöfe. Wenn jeder Bauernhof ein zusätzliches Kalb aufziehe, statt es wegzugeben, sei schon viel getan. „Im Notfall könnte sich das Land einen kleinen Zuschuss überlegen“, ist er überzeugt. Eine große Chance liegt für Steinacher auch in der Kooperation mit öffentlichen Einrichtungen – und zwar viel stärker als bisher: „Krankenhäuser, Kindergärten und Pflegeheime sind wichtige Abnehmer.“ Zwar könnte das hiesige Kalbfleisch teurer sein als Schweinefleisch von außerhalb, allerdings bliebe die Wertschöpfung im Land. Auch den Handel nimmt Steinacher in die Pflicht: „Ländleprodukte müssen auf den ersten Blick erkennbar sein.“ Der Tourismus und die Gastronomie seien ebenfalls gefordert.
Der Obmann der Friends of Nüziders hat sich auch an die EU gewandt. Er richtete eine offizielle Beschwerde an die EU-Kommission. Gegenstand: die mehrstündigen Tiertransporte quer durch Europa. Nun kennt man also auch in Brüssel Dieter Steinachers Namen. VN-mip
Forderungskatalog
Aufzucht eines zusätzlichen Kalbes
pro Landwirt
Ausbau der Kooperation zwischen Landwirt und Gastwirt
Verstärkte Abnahme durch öffentliche Einrichtungen
Produktkennzeichnung ausbauen und verstärken
Schlachtmöglichkeiten in Vorarlberg sichern
Direktvermarktung ausbauen
Tiertransporte sollten möglichst vermieden werden. Bei Zuchtviehtransporten sollen Alternativen geprüft werden.
Zusammenarbeit aller Parteien ist weiter zu pflegen.