Strepto-Einsatz gegen Feuerbrand

Obstbauern fordern Zulassung von Alternativmitteln.
Bregenz Die für die Ausbreitung des Feuerbrands fatale Wettersituation der letzten Tage hat in Vorarlberg zu einem Einsatz des umstrittenen Wirkstoffs Streptomycin geführt. „Das Antibiotikum wurde auf den Anlagen von sechs Erwerbsobstbauern aufgetragen“, berichtet Ulrich Höfert, Obstbaureferent der Landwirtschaftskammer.
Die Obstbauern und auch Höfert nehmen die aktuelle Situation zum Anlass, um sich vehement für die Zulassung bereits erprobter und bewährter Alternativmittel zum Schutz gegen den Feuerbrand einzusetzen. „Es kann nicht sein, dass es bereits gute Mittel gibt, die aber aufgrund fehlender Zulassung nicht umfassend eingesetzt werden dürfen“, kritisiert Höfert. Das Problem: Firmen, die sich von den Mitteln zu wenig Umsatz versprechen, suchen erst gar nicht um eine Zulassung an. „Dadurch kommen diese Substanzen nicht auf den Markt“, erklärt Höfert das Dilemma.
Alarm bei Birnen
Bei den erfolgversprechenden biologischen Mitteln handelt es sich unter anderem um Algenextrakte und essigsaure Tonerde – die VN berichteten. Noch sind die Symptome des Feuerbrands an den Kulturen nicht sichtbar. „Das könnte bei den Birnenblüten bereits kommende Woche der Fall sein. Bei den Äpfeln wird es noch eine weitere Woche dauern“, sagt Höfert. Doch die Befürchtungen betreffend massive Schäden sind groß. Besonders mehrere Birnensorten befanden sich während der heißen Frühsommertage bereits voll in der Blüte, die Apfelkulturen fingen erst etwas später an zu blühen.
Entsprechend fielen die gezogenen Blütenproben aus. Sie zeigten einen massiven Bakterienbefall bei den Birnen, während die Menge von befallenen Apfelblüten geringer war. Trotzdem liegt das Feuerbrandrisiko auf Stufe fünf des fünfteiligen Vorarlberger Gefahrenstufenplans. „Allerdings“, so schränkt Höfert ein, „ haben wir vergleichsweise wenige Blütenproben gemacht. Wir können also nicht sagen, wie repräsentativ diese sind.“
In schmerzlicher Erinnerung ist den Vorarlberger Obstbauern bezüglich Feuerbrand vor allem das Jahr 2007. Auch damals herrschten „perfekte“ Infektionsbedingungen. Es entstanden enorme Schäden, die großflächige Rodungen zur Folge hatten. VN-HK