Mutterglück geht in die 30er

Vorarlberg / 03.06.2018 • 19:46 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Mutterglück geht in die 30er

Durchschnittsalter stark gestiegen: erst Karriere, dann Familie.

SCHWARZACH Das „klassische Gebäralter“ einer Frau beginne mit etwa 18 und ende mit etwa 30 Lebensjahren, so die Internet-Enzyklopädie Wikipedia. Was insofern bemerkenswert ist, als das sehr relativ geworden ist. Und zwar in Österreich insgesamt, aber auch in Vorarlberg.

Da wie dort liegt das Alter rein statistisch gesehen sogar eher schon darüber: In Vorarlberg beträgt es durchschnittlich 31 Jahre. Zum Vergleich: Anfang der 1990er war es noch um vier Jahre niedriger. Was dahinter steckt? Vor allem ein gesellschaftlicher Wandel mit einer neuen Frauenrolle.

Hans Concin, Präsident des Arbeitskreises für Vorsorge- und Sozialmedizin „aks“, nimmt das steigende Gebäralter auch in seiner eigenen Praxis wahr. Als Frauenarzt betreut er werdende Mütter. Unter ihnen durchaus auch ab 50-Jährige, wie er berichtet. Das ist seinen Ausführungen zufolge nicht mehr so außergewöhnlich wie früher.

Signifikanter Anstieg

2007 gab es in Vorarlberg 3722 Geburten. Bei knapp der Hälfte (1858 bzw. 49,9 Prozent)) war die Mutter 30 oder älter. Und allein schon in der relativ kurzen Zeit seither ist es zu einer deutlichen Verschiebung gekommen: 2017 wurden mit 4281 nicht nur mehr Geburten verzeichnet, wie die Statistik Austria weiß. Bei 2511 bzw. 58,7 Prozent war die Mutter auch schon 30 oder älter. Ihr Anteil ist also stark gestiegen.

Nach Ansicht von Concin ist das nicht besorgniserregend. Im Gegenteil: „Aus meiner Sicht zählt nicht das Alter, sondern die Gesundheit.“ Und was das betrifft, dürfe man eines nicht übersehen: Jüngere Frauen würden eher unter chronischem Stress und psychosozialen Problemen leiden als etwas ältere; bei ihnen sei das Umfeld oft günstiger für ein Kind, Reife und Gelassenheit seien größer. In der Entwicklung steckt jedoch mehr: So fällt auf, dass immer weniger unter 20-Jährige, geschweige denn unter 15-Jährige, ein Kind zur Welt bringen. Ihre Gesamtzahl ist in Vorarlberg seit 2007 von 124 auf 74 gesunken. Unter 15-jährige Mütter gab es zuletzt allenfalls eine oder zwei pro Jahr. Eine Erklärung dafür ist laut Concin ein verbesserter Zugang zu Verhütungsmitteln.

Die Reproduktionsmedizin trägt wiederum dazu bei, dass Frauen immer später Mutter werden können. Das kommt ihren Lebensweisen entgegen: „War es einst die Norm, dass sich Frauen ausschließlich für die Familie aufopferten, so ist das zur Ausnahme geworden“, berichtet der Jugendforscher Bernhard Heinzlmaier.

Tatsächlich studieren heute etwa mehr Frauen als Männer. Und sie haben damit zunächst auch einen anderen Fokus: Sie trachten laut Heinzlmaier stärker danach, sich selbst zu verwirklichen und beruflich erfolgreich zu sein. „Erst dann kommen Partnerschaft und Kinder.“ JOH

Ein späteres Mutterglück ist heute längst keine Seltenheit mehr: Immer mehr Frauen entscheiden sich inzwischen erst jenseits der 30 für ein Baby.
Ein späteres Mutterglück ist heute längst keine Seltenheit mehr: Immer mehr Frauen entscheiden sich inzwischen erst jenseits der 30 für ein Baby.

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