Menschen von nebenan: Martina Kleinschuster ist seit der Geburt von Tieren umgeben

Vorarlberg / 11.03.2019 • 12:00 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
 Martina Kleinschuster und die geretteten Esel haben eine innige Beziehung.  vn-hrj

Martina Kleinschuster und die geretteten Esel haben eine innige Beziehung.  vn-hrj

Martina Kleinschuster hat ihren Traumjob gefunden.

DOREN Soeben ist sie mit dem Ausmisten fertig geworden. Jetzt tollt Martina Kleinschuster mit ihren zwei Hunden im Schnee. Hier kleben noch immer Schneereste an der Erde, weil das Tierheim Gut Bozenau, in dem die 29-jährige Landwirtschaftsgehilfin aus Hohenems arbeitet, in einer schattigen Talmulde liegt. Seit kurz vor acht Uhr morgens ist Martina damit beschäftigt, sich um die Tiere zu kümmern, die auf Gut Bozenau leben. Darunter sind Pferde, Esel, Ziegen, Schafe und Schweine. Jedes Tier ist Martina ans Herz gewachsen, jedes wird von ihr mit viel Liebe betreut.

Zur Firmung bekam sie eine Deutsche Edelziege geschenkt. „Sie hieß Pünktchen und war sieben Jahre alt. Ich war zwölf“, erzählt Martina. „Pünktchen war wie ein Hund. Ich ging mit ihr spazieren. Wenn sie vorauslief und ich sie gerufen habe, kam sie sofort zu mir.“ Später kam Ziege Tina dazu, „eine Tauernschecke mit schrägen Hörnern“.

Eine Ziege zur Firmung

Nach dem Wechsel von der Volksschule in die Hauptschule durfte Martina auf einem Bauernhof in der Nachbarschaft ein Pferd in Pflege nehmen. „Es war ein Pony namens Jonny.“ Jeden Tag nach der Schule eilte sie zum Stall. Sie liebte das kleine Pferd über alles: „Damals habe ich mir vorgenommen, dass Jonny einmal mir gehören soll.“ Tatsächlich kaufte sie das Tier ein paar Jahre später seiner Besitzerin ab. Sie war um die 15, erinnert sie sich, und bereits in der Lehrausbildung zur Einzelhandelskauffrau bei Spar.

Nach der 2007 abgeschlossenen Lehre ließ sich Martina zur Fachverkäuferin ausbilden und legte zudem die Meisterprüfung ab. Vor drei Jahren entschied Martina, dass es für sie Zeit geworden ist, einen anderen Weg einzuschlagen: „Ich wollte in den Sozialbereich wechseln.“ Das tat sie dann auch, allerdings in den Sozialbereich für Tiere. Eine Zeitlang half sie beim Tierschutzverein Rankweil ehrenamtlich aus. Sie war dabei, als Hunde aus Tötungsstationen geholt wurden und eine Eselfamilie vor dem Transport nach Italien gerettet wurde. „Die Esel sollten dort zu Salami verarbeitet werden“, berichtet Martina. Aber so etwas hätte die engagierte Tierschützerin nie zulassen können.

Ausgebildete Tierschutzlehrerin

Nach langer, erfolgloser Suche nach einem Stall kamen die drei Esel im Gut Bozenau unter und Martina hatte einen Job: Am 4. Juli 2016 war ihr erster Arbeitstag in dem Tierheim in Doren. Martina hat übrigens auch die Berechtigung, als Tierschutzlehrerin Kindern und Jugendlichen alles um das Thema Tierschutz zu vermitteln. Dafür hat sie einen Uni-Lehrgang mit Zertifikat absolviert.

„Ich habe auf Gut Bozenau meinen Traumjob gefunden, auch wenn ich hart arbeiten muss“, betont sie. Dienstbeginn ist um etwa acht Uhr. Erste Aufgabe ist die Fütterung, dann steht Ausmisten auf dem Plan. Am Nachmittag bekommen die Tiere Obst und Gemüse, und immer wieder werden sie mit Streicheleinheiten verwöhnt. „Zwischendurch gehe ich mit meinen Hunden eine Runde.“ Die Mischlingshündin und der Parson Russel Terrier-Rüde dürfen natürlich jeden Tag mit zur Arbeit. Bevor Martina abends heim nach Hohenems fährt, macht sie nochmals die Ställe sauber und versorgt die Tiere mit Heu. Zuhause in Hohenems steht in erster Linie „familienisieren“ auf dem Programm. Martina trifft sich mit ihren Eltern auf einen Plausch: „Ich bin froh, dass sie immer hinter mir stehen“. Nichten und Neffen tauchen bei ihr auf. Oder sie fällt sofort hundemüde ins Bett.

Einmal ans Meer reisen

Wünsche habe sie viele, sagt sie: „Dass wir unsere Pläne für unser Projekt umsetzen können und der Lebensplatz der Tiere erhalten bleibt, eine glückliche Partnerschaft, und Urlaub“, zählt sie auf. „Ich möchte wieder einmal ans Meer reisen. Zwei Wochen Malediven, das wäre schön! Aber dafür fehlen mir Zeit und Mittel.“ Das Wichtigste sei jedoch, gesund zu sein. Oft erinnert sie sich an eine gute Bekannte, die 17-jährig an den Folgen einer Leukämieerkrankung gestorben ist. „Seitdem ist mir bewusst, dass man im Leben nicht alles in der Hand haben kann“, sagt sie. „Ich denke aber, alles im Leben hat einen Sinn. Egal, wie schwierig manche Situationen sind, wir lernen aus allem etwas.“

Zur PErson

Martina Kleinschuster

Geboren   16. Juli 1989

Wohnort Hohenems

Laufbahn Einzelhandelskauffrau, Landwirtschaftsgehilfin, Tierschutzlehrerin

Familienstand ledig

Motto „Tierschutz ist Erziehung zur Menschlichkeit.“ (Albert Schweitzer)

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