Fastenzeit: Warum Schwester Kornelia keine Krimis liest

Zuerst fastet Schwester Kornelia. Dann liest sie zur Belohnung einen Krimi.
Hohenweiler Schwester Kornelia (55) liest am liebsten Krimis. Aber nun, in der Fastenzeit, hat sie sich ein Krimi-Verbot auferlegt. Stattdessen liegt jetzt auf ihrem Nachttischkästchen ein Buch über Franz von Assisi. „In ‚Die Liebe leben‘ zeigt der Franziskanerpater Richard Rohr auf, wie Franziskus uns dabei helfen kann, uns selbst und unseren Nächsten lieben zu lernen“, geht sie näher auf das Buch ein. Die Ordensfrau und ihre 16 Mitschwestern im Kloster Mariastern-Gwiggen nutzen die 40-tägige Fastenzeit, um ihre Beziehung zu Gott zu vertiefen. „Deshalb haben wir jetzt auch mehr Zeit fürs Schweigen eingeplant.“
In wenigen Tagen wird die Klosterschwester eine Fastenwoche einlegen. Sie fastet jedes Jahr nach Hildegard von Bingen. „Ich wollte entdecken, wonach ich wirklich Hunger habe“, erklärt sie, warum sie sich vor fünf Jahren zum ersten Mal aufs Fasten einließ. Nach den Fasttagen ging es ihr hervorragend. „Mich überkamen Gefühle von Freiheit, Leichtigkeit und Unabhängigkeit. Ich fühlte mich so, wie wenn ich freihändig Radfahren würde.“ Außerdem war ihr klar geworden, „dass es mich nach einer tiefen Beziehung zu Gott und zu mir selber dürstete und dass ich gerne authentisch und ehrlich leben möchte, auch als Ordensfrau“.
“Man braucht nicht viel zum Leben”
Fasten hat aber mit Verzicht zu tun. Schwester Kornelia fällt es nicht leicht, mehrere Tage lang auf ihren geliebten Kaffee zu verzichten. „Das ist furchtbar.“ Schlimm ist es für sie auch, wenn Pizza, ihr Lieblingsessen, auf dem klösterlichen Speiseplan steht. „Da denke ich mir schon: ,Mensch, bist du blöd‘.“ Aber dieser Gedanke weicht schnell einem anderen. „Ich sage mir dann, dass es schon richtig ist, was ich mache.“ Denn jedes Jahr aufs Neue stellt sie fest, dass das Fasten ihrem Körper, ihrer Seele und ihrem Geist gut tut. „Außerdem merkt man, dass man nicht viel zum Leben braucht. Ich bin auch ohne Chips glücklich.“ In der Fastenwoche ernährt sie sich bloß von Dinkelbrei, -brot und -suppen. Zu trinken gibt es Wasser und Tee. „Eine Woche lang hält man das aus“, findet sie. Und: „Man muss nicht Hunger leiden beim Fasten.“ Die Kilos purzeln trotzdem. „Nach dieser Woche wiege ich immer um fünf Kilo weniger.“
Die Nonne weiß bereits, mit was sie sich nach der Fastenzeit belohnen wird. „Ich werde „Die Chirurgin“, einen Thriller von Tess Gerritsen, lesen.“ So eine Lektüre mag nicht dem Klischee einer Ordensfrau entsprechen. Schwester Kornelia steht zu ihrem Faible. Schließlich möchte sie auch als Klosterschwester authentisch sein dürfen.
“Beim Chorgebet hat es mich voll erwischt. Da wusste ich, dass ich im Kloster leben möchte.”
Schwester Kornelia
Im Alter von 29 Jahren trat die Büroangestellte in die Zisterzienserinnen-Abtei Mariastern-Gwiggen ein. Dem waren Jahre der inneren Unruhe vorangegangen. „Bereits mit 20 träumte ich davon, ins Kloster zu gehen“, erinnert sie sich. Ihr Vorbild war eine Bekannte ihrer Eltern, die den Kreuzschwestern angehörte. „Sie war eine coole Frau und hat die Liebesbriefe meiner Eltern hin und her geschmuggelt.“ Diese Ordensfrau beeindruckte sie, „weil sie Freude am Leben und am Glauben hatte“. Die Entscheidung zum Klostereintritt fiel, als die Dornbirnerin am Chorgebet teilnahm. „Da hat es mich voll erwischt. Jetzt wusste ich, dass ich an diesem Ort leben möchte.“
Sie hat es nicht bereut, dass sie diesen Weg gegangen ist, „auch wenn er manchmal schwer ist“. Es gab Krisen in ihrem Leben als Ordensfrau. Einmal verließ sie sogar das Kloster, weil sie mit der Äbtissin in Streit geraten war. „Für mich war es aber nicht vorbei, als ich ging. Ich wusste, mein Platz ist hier.“ Als sie nach einem Jahr zurück kam, besserte sich das Verhältnis zwischen den beiden Frauen. Heute spielt sie im Kloster keine unwichtige Rolle. Als landwirtschaftliche Facharbeiterin ist sie für die Obstkulturen und Bienen zuständig. Außerdem macht sie Führungen durchs Kloster.
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