Rauch ortet Missstände in der Kinder- und Jugendpsychiatrie

Kinder- und Jugendanwalt legt Tätigkeitsbericht vor. Landesrat weist Kritik zurück.
bregenz Michael Rauch schlägt Alarm: Bei der Kinder- und Jugendpsychiatrie besteht dringender Handlungsbedarf. Es gebe im stationären Bereich eine Reihe an Missständen, erläuterte der Kinder- und Jugendanwalt bei der Präsentation des Tätigkeitsberichts am Freitag. Dabei ist der Bedarf groß. Aktuelle Studien belegen, dass fast ein Viertel aller Zehn- bis 18-Jährigen von einer psychischen Erkrankung betroffen sind, heißt es im Bericht.
Nachdem das Heilpädagogische Zentrum „Carina“ geschlossen wurde, musste eine Übergangslösung her. Kinder- und Jugendliche, die eine psychiatrische Behandlung brauchen, werden im Landeskrankenhaus Rankweil behandelt. Eine kinderpsychiatrische Station wurde provisorisch im ehemaligen Herz-Jesu-Heim eingerichtet. Die Zahl der stationären Aufnahmen stieg seither deutlich an. Die Kinder- und Jugendanwaltschaft listet viele Mängel auf, was Zustand und Räumlichkeiten betrifft. Man habe ihm aber signalisiert, dass es so schnell keine Veränderungen geben soll, kritisiert Rauch. „Das Provisorium wird offenbar zur Dauerlösung.“ Erst in mehr als zehn Jahren ist mit einem Neubau einer Kinder- und Jugendpsychiatrie in Vorarlberg zu rechnen.
Rauch nimmt die schwarz-grüne Landesregierung auch bei einem anderen Thema in die Pflicht. Nach dem „Fall Cain“ 2011, als ein Dreijähriger nach schweren Misshandlungen verstarb, wurde die Kinder- und Jugendhilfe neu organisiert. Rauch verweist darauf, dass die Regierung schon seit Jahren keinen Evaluationsbericht vorgelegt habe. Dabei müsste sie das alle drei Jahre tun. Lob gibt es beim Thema Jugendschutz. Ausgenommen von Oberösterreich, das eigene Regeln bei Ausgehzeiten festlegen will, wurden die Bestimmungen in den Bundesländern im vergangenen Jahr angeglichen. „Die Jugendlichen begrüßen das außerordentlich“, sagt Rauch. Auch beim „Mystery Shopping“ gab es erfreuliche Ergebnisse. Gemeinsam mit der Suchtpräventionsstelle Supro finden regelmäßig Testkäufe statt. Dabei wird ermittelt, wie leicht Jugendliche an Alkohol und Tabak kommen. Im vergangenen Jahr wurde der beste Wert seit Einrichtung der Testkäufe erreicht, schildert Rauch.
Die FPÖ ortet Versäumnisse der Landesregierung. Ihre Partei habe schon immer davor gewarnt, dass die Schließung der „Carina“ eine Versorgungslücke in Kinder- und Jugendpsychiatrie hinterlasse, meint die Landtagsabgeordnete Nicole Hosp. Gesundheitslandesrat Christian Bernhard (ÖVP) wies die Kritik des Kinder- und Jugendanwaltes zurück. Der Bericht gebe nicht die aktuelle Situation wieder, erklärt Bernhard. Es habe bereits entsprechende Überlegungen gegeben, wie bauliche Maßnahmen zeitnah umgesetzt werden könnten. Der Landesrat verweist auf die Verlegung der Station Interne E vom LKH Rankweil ins LKH Feldkirch. Durch das neue Platzangebot könnte in Rankweil schon früher eine bessere Versorgungsstruktur geschaffen werden.
„Das Provisorium soll offenbar zu einer dauerhaften Lösung werden.“
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