Bier, Wein und Hochprozentiges wird immer mehr Vorarlbergern zum Verhängnis

Todesursache Alkoholabhängigkeit tritt öfter auf. Experten beruhigen.
SCHWARZACH „Volksdroge Alkohol“, schießt es einem durch den Kopf, wenn man die Todesursachenstatistik betrachtet. Unter „Psychische Krankheiten“ steht die Kategorie „Störungen durch Alkohol“. Sie umfasst insbesondere Alkoholabhängigkeit und -missbrauch und entwickelt sich verstörend: Seit Anfang der 1980er Jahre gibt es demnach immer mehr Menschen, denen übermäßiger Konsum von Wein, Bier oder Hochprozentigem zum Verhängnis wird. Österreichweit ist die Zahl der Todesopfer auf 500 im Jahr gestiegen. In Vorarlberg ist sie stark schwankend, nimmt tendenziell aber ebenfalls zu; zuletzt handelte es sich um 20 bis 32 (2013). Auch die Rate, also der Anteil der Opfer pro 100.000 Einwohner, wächst alles in allem (siehe Grafik).

Zum Vergleich: Die Todesursache „Drogen- und Medikamentenabhängigkeit“ ist nicht so stark verbreitet und nimmt auch nicht zu. Im Gegenteil. In Vorarlberg wurden 2017 sieben Fälle erfasst.
„Wir können das überhaupt nicht erklären“, sagt Andreas Prenn, Leiter der Suchtpräventionsstelle SUPRO, die zur Stiftung Maria Ebene gehört, zum Alkoholproblem, das in der Statistik ausgewiesen wird: „Es wird immer weniger Alkohol konsumiert. Und wenn immer weniger konsumiert wird, müsste es auch immer weniger alkoholbezogene Todesopfer geben.“
Vieles ist unplausibel
Prenn verweist auf Alfred Uhl, einen führenden Suchtforscher bei der staatlichen „Gesundheit Österreich GmbH“; er schließlich sich an: „Es ist vollkommen unplausibel, dass das Alkoholproblem zunehmen soll.“ Seit den 1970ern gehe der Pro-Kopf-Konsum zurück. 2016 hat ein Erwachsener im Schnitt 25 Gramm Alkohol am Tag zu sich genommen. Das entspricht etwas mehr als einem großen Bier. Auch der problematische Konsum ist laut Uhl rückläufig: „Die Entwicklungen sind positiv. Denken sie nur an den Alltag: Auf Baustellen ist Bier früher allgegenwärtig gewesen. Heute sehen Sie keine Kiste mehr.“
“Wenn immer weniger konsumiert wird, müsste es auch immer weniger alkoholbezogene Todesopfer geben.”
Andreas Prenn, SUPRO-Leiter
Der Widerspruch ist bemerkenswert: Die Todesursachenstatistik wird von der Statistik Austria geführt. Sie kommt über standardisierte Totenscheine zu den Daten. Für Erklärungen verweist man dort jedoch auf Uhl. Womit sich der Kreis schließt: Der 65-Jährige sieht letztlich ein Zuordnungsproblem: „Was wird als Ursache angegeben?“ Da gebe es Veränderungen. Aus vielerlei Gründen. In der Vergangenheit habe man sich beispielsweise gescheut, Alkoholismus zu vermerken, „weil man den Leuten nicht schaden wollte“. Mittlerweile sei das kein so großes Tabu mehr.
Und überhaupt: Wenn Uhl abschätzen möchte, wie oft Alkohol zum Ableben führt, berücksichtigt er auch andere Todesursachen. „Chronische Leberkrankheit und -zirrhose“ beispielsweise. Hier gibt es einen starken Rückgang. Waren es in Vorarlberg einst bis zu 71 (1985), so handelte es sich zuletzt um 26 (2016) bis 41 Opfer (2017). Alles in allem geht Uhl davon aus, dass die Zahl alkoholbezogener Todesfälle sinkt. Genauere Angaben gibt es nicht. Nur so viel: Männer sind viermal öfter betroffen sein als Frauen. Sie trinken ungleich mehr.
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