Jedes Stück Holz ist ein Unikat

Vorarlberg / 19.03.2019 • 17:12 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Das Arbeiten mit dem Werkstoff Holz ist für Manfred Reichl Ausgleich, Hobby und Herausforderung zugleich. BI
Das Arbeiten mit dem Werkstoff Holz ist für Manfred Reichl Ausgleich, Hobby und Herausforderung zugleich. BI

Manfred Reichl arbeitet in seiner Freizeit vorwiegend mit Holz.

Bludenz „Ich mag Holz einfach gern. Mich hat dieses Material immer schon fasziniert. Es ist ein Stück Natur, warm anzugreifen und jedes Stück Holz für sich ist einzigartig. Für mich ist es absolut entspannend, in meiner Werkstatt mit Holz zu arbeiten. Da kann es vorkommen, dass ich Zeit und Raum komplett vergessen kann. Im Entstehungsprozess eines neuen Werkstücks gerate ich oftmals in einen ‚Flow‘, was mich sehr glücklich macht“, erzählt Manfred Reichl. Im Hauptberuf ist er Marktleiterstellvertreter in einem großen Unternehmen, die Holzbearbeitung ist seit Langem sein Steckenpferd.

Begeistert von der Zirbe

Er hat schon früh seine Leidenschaft für Holz entdeckt. So hatte Manfred Reichl immer wieder aus Schwemmholz verschiedenste Gegenstände geschaffen. Vor zehn Jahren besuchte er gemeinsam mit einem Schwager einen Drechsler in Tirol, um dort für eine Bekannte Zirbenspäne abzuholen. Der ganz besondere Duft von Zirbenholz und die einzigartige Verarbeitungsmöglichkeiten dieser Baumart begeisterten ihn sofort. Zurück in Vorarlberg, kaufte er sich sogleich eine Drechselbank und ging ans Werk. Erste gedrechselte Schalen aus Zirbe entstanden. Das Material und die Arbeit damit zogen ihn in ihren Bann. „Die beruhigende Wirkung des Zirbenholzes ist schon lange erforscht und wissenschaftlich belegt. Durch die ätherischen Öle dieses Werkstoffs hält beispielsweise das Brot in Brotdosen aus Zirbenholz viel länger, die Schimmelbildung wird verhindert“, erklärt er den wissenschaftlichen Hintergrund.

Unterschiedliche Eigenschaften

Für seine Produkte verwende er hauptsächlich heimische Hölzer wie Nuss, Zwetschge, Apfel oder Birne. „Ich nehme alles, was mir in die Finger kommt“, sagt er lachend. Wenn irgendwo ein Baum gefällt wird, werde ich oft angerufen, ob ich ein Stück davon haben möchte. Sobald ich das Stück Holz vor mir habe, habe ich bereits eine ungefähre Vorstellung, was daraus entstehen könnte. Das Endprodukt ergibt sich allerdings erst im Laufe der Bearbeitung. Jede Holzart hat unterschiedliche Eigenschaften, einen eigenen Geruch und jeweils eine andere Maserung. Wenn ich drei Brotdosen herstelle, ist doch jede anders – jede stellt ein Unikat für sich dar“, führt der begeisterte Hobbydrechsler weiter aus.

Neugier als Antrieb

Die entstandenen schönen Werkstücke wie Schalen, Brotdosen, Pfeffermühlen oder Schreibgeräte bietet Reichl zwei bis drei Mal im Jahr auf Märkten an, so ist er auch regelmäßig auf dem Koffer- und Frühlingsmarkt im Augarten in Frastanz vertreten. Der Bludenzer achtet auf Qualität, die in den Schreibgeräten verwendete Mechanik muss derjenigen des Holzes entsprechen. „Und ich bleibe neugierig. Das Drechseln fiel mir anfangs nicht leicht. Es ist ein ganz spezielles, altes Handwerk mit einer ganz eigenen Technik. Drechseln ist immer noch Handarbeit! Früher gab es nur ältere Drechsler, mittlerweile ist das Drechseln ein regelrechter Boom geworden, sehr viele junge Männer und auch Frauen üben nun dieses Hobby aus. Es gibt nun sogar eigene Drechslerstammtische. Ich selber beschäftige mich im Moment damit, Zirbenkugeln für Wasserkaraffen herzustellen. Da ich keine Spezialvorrichtungen verwende, ist das eine neue Herausforderung. Aber ich finde, Holz ist ein Naturprodukt, es muss nicht alles genormt sein und völlig gleich aussehen“, führt er seine Herangehensweise weiter aus. Die Nachfrage nach seinen wirklich schönen Unikaten ist groß – für ihn bleibe die Holzbearbeitung jedoch nur ein Hobby und zugleich ein wertvoller Ausgleich. BI

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