Beschluss mit Misston

Gemeinde Lech bringt Zentrumsbau um 38 Millionen auf Schiene.
LECH Was lange währt, wird irgendwann gut. So könnte man die Entwicklung des neuen Gemeindezentrums „Postareal“ in Lech beschreiben. Die Pläne dafür werden bereits seit drei Jahrzehnten gewälzt. Jetzt haben die Gemeindevertreter das Großprojekt fixiert. In einer öffentlichen Sitzung am Montagabend votierten 16 der 18 Mandatare für die Umsetzung, ein Gemeindemandatar sprach sich dagegen aus und einer enthielt sich der Stimme. Laut gewordene Kritik, wonach das Großprojekt, dessen Gesamtkosten inklusive einer neuen Verkehrslösung, Logistik und Tiefgarage auf rund 39 Millionen Euro geschätzt werden, in „nichtöffentlichen Gemeindesitzungen“ auf Schiene gebracht worden sein soll und sich Bürgermeister Ludwig Muxel ein Denkmal setzen wolle, weist dieser entschieden zurück: „Es hat keine einzige nichtöffentliche Sitzung zu diesem Thema gegeben. Von einem Denkmal kann nicht die Rede sein, es geht um ein Zukunftsprojekt. Ich habe mit dieser großen Zustimmung einen Auftrag vom Bürger bekommen.“
Umsetzungsstart im Frühjahr 2020
Für die Gemeinde Lech liegen die Kosten laut Muxel bei rund 29 Millionen Euro. Damit bestehe für die Gemeinde auch weiterhin genügend finanzieller Handlungsspielraum, um in den kommenden Jahren weitere wichtige Projekte in Lech und Zürs finanzieren zu können. Verläuft jetzt alles nach Plan, so soll bereits nach der kommenden Wintersaison im Frühling 2020 mit dem Bau des Vorhabens begonnen werden, skizziert der Langzeitgemeindechef im Gespräch mit den VN die weitere Vorgangsweise.
Ungeachtet der deutlichen Mehrheit in der Gemeindestube wird an den Plänen im Tourismuseldorado weiterhin zum Teil heftige Kritik geübt. Während Hotelier Gerold Schneider, der bei der Gemeindesitzung als einziger Gemeindevertreter gegen das Vorhaben gestimmt hat, nichts vom Bau von Einzelobjekten hält und für eine wohldurchdachte Strategie zur Standortentwicklung eintritt, halten in der Arlberggemeinde auch Bürger an ihrer Kritik und ablehnenden Haltung fest. Hört man sich unter den Kritikern um, so ist von einem „Riesenskandal“ und von „Konzeptlosigkeit“ die Rede.
Bedenkenträger mit harter Kritik
Vor allem die Mitglieder der Gruppierung „Lech Miteinander“ entpuppen sich in der Frage als Bedenkenträger. Und zwar ungeachtet des demokratiepolitisch einwandfreien Beschlusses der Gemeindeoberen. „Eine Beteiligung der Bürger gab es praktisch nicht, so oft wir auch nachgefragt haben, wir haben keinerlei detaillierte Informationen über das Projekt bekommen“, bedauert Brigitte Finner, die sich seit Jahren für ein intaktes Dorfleben engagiert und Veranstaltungen organisiert. Für Finner befindet sich Lech touristisch in einer Abwärtsspirale: „Immer mehr Hotels und Grundstücke werden in Lech verkauft und die Nächtigungszahlen sinken, es geht rapide nach unten.“ VN-tw
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