Klaus Hämmerle

Kommentar

Klaus Hämmerle

Irrweg

Vorarlberg / 26.03.2019 • 19:34 Uhr / 2 Minuten Lesezeit

Christoph Wund, Direktor der Volksschule Lustenau Kirchdorf, formulierte es fast poetisch: An seiner Bildungsstätte sei es spätestens ab der dritten Klasse vielfach mit der Unschuld des Lernens vorbei. Eltern werden unruhig, beginnen nach der Gymnasialreife ihrer Kinder zu fragen. Die Kleinen spüren den Druck, die Lehrer ebenso.

Die Zweiklassengesellschaft der Sekundarstufe hat sich in den Köpfen vieler Eltern mit einem gewissen Bildungshintergrund verfestigt. Devise: Nur das Gymnasium ist für ihr Kind die richtige Schule. Der Sturm auf die AHS in Lustenau ist die Folge dieses Denkens. Dass sich die drei Mittelschulen dagegen wehren, ebenso.

Die Lustenauer Situation mag besonders ausgeprägt sein, sie ist jedoch nicht einzigartig. In dichteren Siedlungsräumen mit Schülern, die einen völlig unterschiedlichen Hintergrund vorzuweisen haben, ist die Situation ähnlich. Möglichst schnell weg von dort, rein ins Gymnasium: Das ist es, was viele Eltern wollen. Dass die gesetzlich verankerte Bildungswegentscheidung mit zehn ein Killer für die gedeihliche schulische und gesellschaftliche Weiterentwicklung ist und als Nebenprodukt auch noch Volksschulen belastet, wird sehenden Auges einfach akzeptiert. Der Irrweg geht weiter. Hauptsache, man bleibt auf dem richtigen ideologischen Pfad.

Klaus Hämmerle

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