Mehr Wohnraum für Opfer von Gewalt

Land will bald eine dritte Außenwohnung zur Verfügung stellen.
Bregenz Die Zahlen sind erschreckend: 2576 Aufenthaltstage bei Frauen und 3674 Aufenthaltstage bei Kindern weist die Statistik der Frauennotwohnung sowie der beiden Außenwohnungen für das vergangene Jahr auf. Das entspricht einer Belegung von 88 Prozent. Damit rangiert Vorarlberg im Bundesländervergleich im unrühmlichen Spitzenfeld. Um die acht Plätze in der Frauennotwohnung zu entlasten bzw. Kapazitäten für akute Krisenfälle frei zu haben, will das Land demnächst eine dritte Außenwohnung bereitstellen. Konzept und Räumlichkeiten gibt es bereits, gewartet wurde noch auf eine Finanzierungszusage des Bundes. Doch die fällt so schmal aus, dass das Land die Kosten selbst übernimmt, wie Frauenlandesrätin Katharina Wiesflecker gegenüber den VN bestätigte.
Beschränkte Aufenthaltsdauer
Außenwohnungen sollen für Gewaltopfer eine Zwischenstation auf dem Weg in ein selbstständiges Leben sein. Die Zuweisung erfolgt ausschließlich über die Frauennotwohnung. Die Aufenthaltsdauer ist mit maximal sechs Monaten begrenzt. In dieser Zeit erhalten die Frauen neben fachlicher Unterstützung auch Hilfe, etwa bei der Wohnungssuche. „Wichtig ist aber, dass sie sich stabilisieren können“, erklärt Katharina Wiesflecker. Nicht aufgenommen werden in einer Außenwohnung akut bedrohte und traumatisierte Frauen sowie Frauen mit Suchterkrankungen und gewalttätige Frauen. Rund 45.000 Euro fallen jährlich für den Betrieb einer Außenwohnung an, Begleitung inklusive. Ursprünglich hatte der Bund angeboten, solche Außenwohnungen finanziell zu fördern. Eine Umfrage in den Bundesländern hatte den Bedarf unterstrichen.
Rotstift schrieb mit
Laut Wiesflecker sprach Familienministerin Juliane Bogner-Strauß von 500.000 Euro, die der Bund zur Verfügung stellen wollte. Dann fuhr offenbar der Rotstift über die Planung, und es waren nur noch 250.000 Euro. Auf den Bevölkerungsschlüssel umgelegt, bleiben Vorarlberg damit gerade einmal 10.000 Euro. „Damit lässt sich keine Außenwohnung erhalten“, sagt Katharina Wiesflecker. Deshalb habe sich das Land entschlossen, das Geld aus dem Sozialfonds lockerzumachen und den Bundeszuschuss in die Gewaltberatung für Frauen zu investieren. Vor allem das beim Institut für Sozialdienste (IfS) sowie beim Femail angesiedelte niederschwellige Angebot soll aufgewertet werden. 2018 ließ sich das Land die Gewaltberatung und Prävention insgesamt 1,2 Millionen Euro kosten. Fast 700.000 Euro davon flossen an das IfS.
Gewaltschutzgipfel
Morgen, Donnerstag, beruft die Familienministerin einen Gewaltschutzgipfel ein. Katharina Wiesflecker kann nicht dabei sein, begrüßt jedoch alle Maßnahmen, die dem besseren Schutz von Frauen vor Gewalt dienen. So geht es bei diesem Gipfel unter anderem um den Umgang mit sogenannten Hochrisikofällen, also Frauen und Kinder, die im eigenen Bundesland nicht mehr geschützt werden können. In Vorarlberg kommt das pro Jahr etwa zweimal vor. „Hier braucht es eine bundesländerübergreifende einheitliche Regelung, was die Kapazitäten und die Finanzierung der Unterbringung betrifft“, erklärt Wiesflecker.
Frauennotwohnung
2018 wurden 70 Klientinnen betreut
41 Prozent blieben bis zu 14 Tage
13 Prozent bis zu einem Monat
23 Prozent bis zu drei Monaten
16 Prozent bis zu sechs Monaten
7 Prozent länger als sechs Monate
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