Brexit verhindert Großbritannien-Praktikum für Vorarlberger Schülerinnen

Vorarlberg / 30.03.2019 • 08:00 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Brexit verhindert Großbritannien-Praktikum für Vorarlberger Schülerinnen
Für Katharina Grabher, Lisa Schabmann, Angela Dietrich und Noemi Heinzle (2. Reihe v. l.) geht es doch nicht nach Großbritannien. Katharina Rusch und Valentina Sepp (1. Reihe v. l.) wollen auf eigene Faust nach London. VN/Haller

Schülerinnen der HLW Rankweil können wegen des Brexit ihr Praktikum in Großbritannien nicht antreten.

Rankweil Dass ein möglicher ungeregelter Brexit knallharte Auswirkungen auf Menschen in Vorarlberg hat, mussten Schülerinnen der HLW Rankweil am eigenen Leib erfahren. Ursprünglich wollten die sechs Mädchen der 3A-Klasse gemeinsam ihr dreimonatiges Pflichtpraktikum in Großbritannien absolvieren. Doch nun kam es ganz anders: „Wegen Unsicherheiten sagte man uns vor rund einem Monat, dass es mit dem Praktikum wohl nicht klappt“, erklärt die 17-jährige Angela Dietrich im Gespräch mit den VN. „Für uns war das ein Schock“, sagen die Mädchen unisono.

Enttäuschung deutlich zu spüren

An der HLW Rankweil wird das Erasmus+ Projekt seit 15 Jahren gemeinsam mit Partnerbetrieben in Belgien, Frankreich, Malta, Italien, Irland, Großbritannien, Liechtenstein, Deutschland und Spanien angeboten. Die sechs Mädchens der 3A-Klasse wollten als Gruppe gemeinsam nach Großbritannien. „In erster Linie wegen der Sprache. Englisch ist die erste lebende Fremdsprache, deswegen war es für uns logisch, dorthin zu gehen“, erklärt Dietrich. Die Verantwortlichen der Schule waren wegen des Brexit-Chaos gezwungen, rasch Alternativen zu entwickeln, damit das Praktikum für die Schülerinnnen nicht komplett ins Wasser fällt.

“Dass wir überhaupt einen alternativen Praktikumsplatz bekommen haben, ist Glück.”

Noemi Heinzle, betroffene Schülerin

Angela Dietrich und ihre Schulkollegin Noemi Heinzle werden nun nicht wie geplant in die Küstenstadt Eastbourne im Südosten Englands gehen, sondern ins französische Antibes: „Dass wir überhaupt einen alternativen Platz bekommen haben, ist ein Glück. Das war ziemlich knapp, denn eigentlich haben wir uns schon im Juni vergangenen Jahres bei den unterschiedlichen Hotels beworben“, sagt die 17-jährige Noemi. Ihre Mitschülerinnen Lisa Schabmann und Katharina Grabher konnten sich noch einen Platz in einem spanischen Partnerbetrieb sichern. „Auch wenn die Vorfreude auf das Praktikum getrübt ist, freuen wir uns trotzdem“, sagen die Schülerinnen. Die Enttäuschung ist bei ihnen dennoch deutlich zu spüren.

EU-Notfallplan

Die Gefahr eines ungeregelten EU-Austritts Großbritanniens steht nach wie vor im Raum. Kommt es zum „Hard Brexit“, würden die Briten ohne vertragliche Regelung aus der EU ausscheiden. Damit gäbe es zukünftig keine Finanzierung für Praxisaufenthalte in Großbritannien durch das EU-Austauschprogramm Erasmus+.  Das EU-Parlament hatte Mitte März einem Notfallplan zur Fortführung des europäischen Austauschprogramms im Falle eines Brexits ohne Abkommen zugestimmt. Für jene, die einen Auslandsaufenthalt nach dem Brexit bereits zugesagt beziehungsweise geplant, diesen aber noch nicht angetreten haben, gibt es weiterhin keine Sicherheit.

Brexit verhindert Großbritannien-Praktikum für Vorarlberger Schülerinnen
AFP

Zumindest aber können Teilnehmer des Erasmus-Programms, die sich bereits in Großbritannien aufhalten, ihren Auslandsaufenthalt auch bei einem ungeordneten Brexit wie geplant beenden und weiterhin ihre Stipendien und sonstige Zahlungen beziehen. An der Fachhochschule gibt es derzeit eine Studierende, die das Sommersemester an der Partnerhochschule in Cardiff absolviert, schilderte Karin Wüstner-Dobler, Leiterin des FH-International Office, kürzlich gegenüber den VN. 

Flüge noch nicht gebucht

Zwei der sechs Mädchen aus der HLW Rankweil, Katharina Rusch und Valentina Sepp, entschieden sich, das Praktikum trotz der politischen Unsicherheit in London anzutreten – auf eigene Faust: „Ohne die Organisation durch Erasmus+“, erklärt Sepp. Dadurch haben die Eltern der beiden Mädchen einen höheren Kostenaufwand. Die Unsicherheit sei aber nach wie vor groß: „Wir wissen im Moment immer noch nicht, ob wir das Praktikum überhaupt antreten können“, sagt die 17-jährige Katharina. Die Flugtickets haben die beiden Mädchen jedenfalls noch nicht gebucht: „Für uns heißt es vorerst abwarten.“

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