Lauterach, Hard Zu einer gewissen Berühmtheit haben es die Tiere nicht zuletzt durch Stuttgart 21 gebracht. Für das Großprojekt mussten Tausende Zauneidechsen umgesiedelt werden. Die Deutsche Bahn blätterte für Planung, Gutachten, Monitoring, Fang und Grunderwerb in Summe rund 15 Millionen Euro hin. Lauterach und Hard sind zwar nicht Stuttgart. Doch auch hier brauchen die Reptilien wegen eines Bahnprojekts ein neues Zuhause.
Diese Zauneidechse sonnt sich bereits auf der Sonnenterrasse des neuen Zuhauses. TKB
In den vergangenen 14 Tagen wurden auf ÖBB-Grundstücken links und rechts des Streckenabschnitts 24 Ersatzlebensräume gebaut. „Eine Zauneidechse braucht einen Lebensraum, in dem sie sich gut ernähren kann und gute Versteckplätze hat, falls die Krähen und die Katzen kommen“, erläutert Harald Kutzenberger (55) von TBK und verweist auf einen Stapel aus Rundhölzern. Davor befindet sich Sand, der als Eiablage- und Sonnplatz dient, darunter ein Überwinterungsbereich. „80 Prozent der Todesfälle bei Zauneidechsen entfallen auf den Winter, weil es bei uns oft keine guten Plätze gibt“, ergänzt der Chef des oberösterreichischen Büros für Ökologie und Landschaftsplanung. Die Tiere stammen ursprünglich aus Oberitalien und haben sich laut Kutzenberger über Güterzüge in Vorarlberg verbreitet. „Wir haben im Rahmen der UVP-Erhebung drei kleine Vorkommen festgestellt“, berichtet er. Im Gleisbereich zwischen Lauterach und Hard vermutet der 55-Jährige zwischen 30 und 40 Zauneidechsen. Ein knappe Handvoll davon hat er in dieser Woche gemeinsam mit der Wiener Umweltplanerin Daniela Hofinger eingesammelt und in ihr neues Zuhause gebracht. Andere haben bereits selbstständig die Koffer gepackt. „Der Bestand wird relativ schnell ansteigen“, ist Kutzenberger überzeugt.
Daniela Hofinger bringt einen Bewohner in seinen Ersatzlebenraum bei der Mittelweiherburg in Hard. vn/lerch
Mitbewohner
An Nahrung dürfte es den Tieren jedenfalls nicht fehlen. In den Rundhölzern wurden Unterkünfte für Wildbienen gebohrt. Neben Spitzmäusen und Igeln sollen hier auch Laufkäfer und Ameisen ein neues Zuhause finden. „Der Nahrungsraum beinhaltet, dass wir den oberen Teil des Holzstapels mit Schwertlilien, wildem Lauch, Gundermann oder Traubenhyazinthen bepflanzt haben“, führt der Experte aus. Die neuen „Wohneinheiten“, die auch den Mauereidechsen zur Verfügung stehen, bleiben dauerhaft bestehen. Summa summarum kostet die Umsiedlungsaktion laut ÖBB rund 40.000 Euro. In ein paar Wochen und nach dem Sommer haben Kutzenberger und Hofinger weitere Sammeleinsätze geplant. Der Baustart für das 97 Millionen teure Bahn-Ausbauprojekt soll im Herbst erfolgen.