Entscheidung über neues Seestadtprojekt steht unmittelbar bevor

Vorarlberg / 24.04.2019 • 18:00 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Entscheidung über neues Seestadtprojekt steht unmittelbar bevor
Ein zweites Leben für die Seestadt: Bernhard Ölz erklärt im VN-Gespräch, wie ein neues Projekt aussehen würde. Die Entscheidung darüber wird bald fallen. hartinger, prisma

5 Fakten: Wie die neuen Pläne aussehen und wann es grünes Licht geben soll.

Bregenz Es war ein herber Rückschlag für die Stadt Bregenz, als die Betreiber des Seestadtprojekts Mitte Jänner 2017 den Stopp des Bauvorhabens verkündeten. Die Kosten waren aus dem Ruder gelaufen. Als Preistreiber wurde unter anderem eine zweigeschoßige Tiefgarage ausgemacht. Mit 85.000 Euro pro Parkplatz sprengte sie den Rahmen des Machbaren. Gut zwei Jahre lang war es ruhig um eines der wichtigsten Bauprojekte des Landes. Jetzt kommt allerdings wieder Bewegung in die Sache. Mehr noch: Wie die VN exklusiv erfahren haben, steht eine Entscheidung über ein neues Bebauungskonzept unmittelbar bevor. Es könnte Hand in Hand mit dem neuen Bahnhof, dessen Pläne und Finanzierung auf Schiene sind, und dem angrenzenden Seequartier umgesetzt werden. Fünf Fakten zum Megaprojekt:

1. Wann die Weichen für ein neues Projekt gestellt werden

Jetzt gleich oder gar nicht, könnte zusammengefasst werden, wie die Betreiber den Zeitplan für eine Entscheidungsfindung sehen. Die Prisma-Firmengruppe um Bernhard Ölz und Unternehmen des Spar-Konzerns sprechen gegenüber den VN Klartext. “Ein neues Seestadtkonzept kommt entweder bald auf den Tisch oder gar nicht”, so Ölz. Der interne Zeitplan sieht demnach vor, noch in diesem Jahr eine Grundsatzentscheidung zu treffen. Mit der sich abzeichnenden Bahnhofslösung sei Bewegung ins Thema gekommen. “Wir wollen sehr schnell die Knackpunkte entscheiden”, so der Unternehmer. Gelingt das, steht grünem Licht für ein neues Projekt nichts im Weg.

2. Welche Hürden es gibt

Das ursprüngliche Seestadtprojekt ist an den Parkplatzkosten der Tiefgarage gescheitert. Ließe sich eine Hochgarage realisieren, wäre eine wichtige Hürde genommen. Bürgermeister Markus Linhart hat bereits gegenüber den VN angedeutet, man müsse diesem Thema nähertreten. Der Stadtchef sprach von einer zeitlich befristeten Variante und nannte den Bereich der Bezirkshauptmannschaft als möglichen Standort. Geklärt werden müssen auch noch die Zu- und Abfahrten zur notwendigen Tiefgarage und eine entsprechende Verbindung. “Wir prüfen die Knackpunkte mit der Stadt und den Betreibern des Seequartiers”, bestätigt Bernhard Ölz. Er spricht von einer guten Gesprächsbasis auch zum zweiten Betreiber. Schließlich würden sich die Konzepte unterscheiden, es nur in ganz wenigen Bereichen Überschneidungen geben.

3. Wie die neuen Pläne aussehen

Bei grünem Licht für eine neue Seestadt heißt es zurück an den Start. Mit den ursprünglichen Plänen hat ein neues Bebauungskonzept kaum mehr etwas gemeinsam. Anstelle eines Hybrideinkaufszentrums würde eine städtische Bebauung mit Einzelobjekten realisiert. Gegenüber den VN gibt Prisma-Chef Bernhard Ölz erstmals detaillierte Einblicke in eine mögliche Bebauung. Er beschreibt fünf Baukörper. Zur Hypo hin drei einzelne, Richtung Bahnhof hin zwei auf Erdgeschoß-Niveau miteinander verbundene. Erste Skizzen existieren, seien aber bereits teils überholt. Architekt Dietmar Eberle hatte auf Eigeninitiative und im Einvernehmen Überlegungen einer Bebauung angestellt. Ein Auftragsverhältnis bestehe nicht, sagt Ölz. Ob es einen Wettbewerb geben wird, ist offen. Klar ist indes, dass die Einkaufsflächen deutlich kleiner ausfallen würden. Statt ursprünglich 14.000 Quadratmeter nur noch etwa die Hälfte und diese praktisch ausschließlich ebenerdig. Darüber wäre Platz für Büros und Mietwohnungen (größtenteils 55 bis 75 Quadratmeter, einzelne auch größer). Auch ein Spar-Lebensmittelmarkt soll kommen. Dieser würde auch realisiert, wenn im Bahnhofsbereich ein entsprechender Markt mit ausgedehnten Öffnungszeiten umgesetzt wird (Seequartier).

4. Warum der Garnmarkt als Vorbild dient

Mit dem Garnmarkt in Götzis hat Prisma (gemeinsam mit ZM3, Vogewosi, Wohnbauselbsthilfe) ein Vorzeigeprojekt realisiert, das beim aktuellen “Shoppingcenter Performance Report Österreich” die Nase vorne hat. “Wohnen, arbeiten und einkaufen” unter einem Dach – das soll auch Vorbild für die Seestadt in Bregenz sein. “Wir zielen auf eine ähnliche Form in der Nutzungsmischung ab”, sagt Bernhard Ölz und hofft auf das Interesse öffentlicher Einrichtungen. In Götzis sei das mit Bibliothek, Volkshochschule oder Kathi-Lampert-Schule gelungen.

5. Welche Alternativen es zu einem neuen Projekt gibt

Wenn die Knackpunkte nicht gelöst werden können, wird wohl weitergemacht wie bisher. Der prominente Platz im Zentrum der Landeshauptstadt würde dann weiter als Parkplatz geführt. Prisma-Chef Ölz schließt jedenfalls einen Verkauf des Grundstücks aus. Auch eine Veräußerung an Stadt oder Land sei nicht erwünscht.

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