Wie eine Vorarlbergerin einem Liebesbetrüger auf die Schliche kam

“Ich will, dass man diese Bande fasst”, bekräftigt das „Love Scam“-Opfer.
Schwarzach Alles begann mit einer scheinbar harmlosen Nachricht. „Ich hatte mich mal bei einer Singlebörse in der Schweiz angemeldet. Da bezahlt man nichts und kann direkt über E-Mail kommunizieren“, erzählt Nina*. Längere Zeit passierte nichts. Vor rund eineinhalb Monaten meldete sich dann ein gewisser Andrew Greg. Er sei ein britischer Soldat, derzeit in Afghanistan stationiert. Die beiden schrieben sich. Zunächst über E-Mail, später über Facebook Messenger. In dem sozialen Netzwerk nannte er sich Fahad Ali Brohi, mit Wohnsitz Birmingham, von Beruf Sergeant Major of the Marines Corps. „Zum Schutz“, wie er auf Nachfrage beteuerte. „Er hat mir sogar Fotos von verletzten Soldaten geschickt und von sich auf dem Panzer, volle Kriegsbilder“, blickt die Mittdreißigerin zurück.
Nach einiger Zeit offenbarte Andrew Nina, dass er sich über das Schreiben in sie verliebt habe. Auch mit Liebesschwüren hielt er sich nicht zurück. „Ich bin verliebt in dich. Ich heirate dich. Bitte komm mich besuchen.“ Schließlich trat er mit einer Bitte an seine Auserwählte heran. „Sein Einsatz sei Ende Monat beendet, ob er nicht das Gepäck zu mir schicken kann, weil er in England niemanden hat, der es entgegennehmen kann“, berichtet sie.
361 Dollar
Kurz darauf erhielt die Vorarlbergerin ein Mail von einer Logistikfirma, inklusive einem Foto der offensichtlich versandbereiten Gepäckstücke und einem ausgefüllten Gepäckschein, gezeichnet vom “big boss” Frank Yuz. 361 Dollar seien noch offen. Die Zustellung erfolge, sobald die Zahlung eingegangen sei. „Letzte Woche am Freitag wollte ich das Geld eigentlich überweisen, doch dann hat der Server von MoneyGram nicht funktioniert.“ Zum Glück, sagt Nina heute. Am Samstag erzählte sie nämlich einer Freundin von ihrer Internetbekanntschaft. “Sie hat gesagt: Pass auf. Wir haben dann angefangen, im Internet zu recherchieren”, schildert die Single-Frau. Dabei stellte sich heraus, dass es sich bei dem netten Andrew Greg um einen Nordafrikaner handelt, der in der Türkei lebt und eigentlich ganz anders heißt. Die Fotos, die er auf seinem Account postete und auch Nina schickte, sind von Seth Moulton, einem US-Politiker, geklaut. Der vermeintliche Chef der Logistikfirma posiert im wahren Leben gerne mit Ferraris, Designerkleidung oder vor Strandvillen und trägt ebenfalls einen nordafrikanisch klingenden Namen.
“Die Bande soll gefasst werden”
Die Masche nennt sich „Romance Scam“ oder „Love Scam“, also Liebesbetrug. Dabei werden falsche Profile in Singlebörsen oder auf Facebook benutzt, um den potenziellen Opfern die große Liebe vorzugaukeln und von ihnen am Ende hohe Geldbeträge zu erschleichen.
Nina wollte sich das nicht gefallen lassen. Sie hat ihren Betrüger zur Rede gestellt. “Er hat zugegeben, dass das sein Beruf ist. Der vermeintliche Chef der Logistikfirma ist sein Chef. Sie machen das weiterhin. Wenn man einmal bezahlt, schließen sie Telefonverträge auf deinen Namen ab oder kaufen bei Amazon über deinen Namen ein.” Der Vorarlbergerin konnten sie nur aufgrund des technischen Defekts kein Geld aus der Tasche ziehen. Seither hat sie ein großes Ziel: “Ich will, dass man diese Bande fasst.” Damit das gelingt, steht sie weiterhin mit dem Betrüger in Kontakt. Außerdem möchte sie andere Frauen vor den skrupellosen Ganoven warnen. “Das ist im Moment voll im Trend. Einer Kollegin in Wien ist etwas Ähnliches passiert, auch mit einem Soldaten“, unterstreicht die Mittdreißigerin.
* Name von der Redaktion geändert.
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