Gericht: Jungpolizist verhielt sich korrekt

28-Jähriger nach fünfstündigem Prozess von Amtsmissbrauch freigesprochen.
Feldkirch Einen Monat vor Weihnachten war der 28-Jährige mit ein paar Bekannten zunächst am Bregenzer Weihnachtsmarkt. Anschließend gingen sie auf einen Sprung in eine nahe gelegene Bar. Nicht ganz nüchtern verließen die jungen Leute das Lokal. Alle hatten frei, die Stimmung war gut. Zuvor hatte es im Lokal zwar mit zwei Gästen einen verbalen Streit gegeben, wer zu wem Kanacke oder Ähnliches gesagt hatte, lässt sich nicht mehr zurückverfolgen. Draußen auf der Straße am Kornmarktplatz machten die zwei beleidigten Gäste ihrem Ärger Luft. Der Jungpolizist, privat unterwegs, meinte nur, dass er keine Probleme wolle. Seiner Aussage nach waren die anderen zwei jedoch genau darauf aus.
Schubserei
Die zwei Zeugen erzählen eine andere Version, wonach der 28-Jährige sie provoziert habe. Jedenfalls kam es zu einer Schubserei, wobei die Richterin festhält, dass man nicht sagen kann, wer damit begonnen hat. „Die beiden sagten, dass sie Kampfsport machen und der eine kam mir mit seinem Kopf einen Zentimeter vors Gesicht“, so der zierliche Angeklagte. Der Zeuge hingegen misst 1,76 Meter und ist sehr sportlich gebaut. Nach dem dritten heftigen Stoß habe er aus Angst seinen Dienstausweis gezeigt und gesagt, dass er Polizist sei. Doch die zwei hätten nur gelacht.
König von Bosnien
Danach hätte er noch zusätzlich seine Polizisten-Visitenkarte mit der Dienstnummer gezückt und gesagt, er wolle auch die Papiere der anderen sehen. Weil er wissen wollte, mit wem er es zu tun hat, so der Beschuldigte. „Ich bin der König von Bosnien“, soll der eine junge Mann, der tatsächlich in Bosnien geboren ist, gescherzt haben. „Mein Mandant hat keinen Amtsmissbrauch begangen, er hat sich nicht anders zu helfen gewusst“, so Verteidiger Ralf Pohler.
Selbst Polizei gerufen
„Mein Mandant ruft doch keine Polizei, wenn er selbst eine Straftat begangen hätte“, betont Pohler. Er war in einer Notwehrsituation, der andere hat sich vor ihm aufgebaut, führt der Verteidiger weiter aus. Es sei ihm peinlich gewesen, die Polizei zu rufen, erzählt der Polizist. Noch dazu, weil er betrunken war. Doch er hatte frei, war am Weihnachtsmarkt, das kann man ihm nicht vorwerfen. Es ärgerte ihn, dass Kollegen ihn vor Ort sofort beschuldigt hätten, er habe sich selbst in den Dienst gestellt und diverse Fehler gemacht. Doch nun ist die Sache vom Tisch, Verteidiger und Angeklagter freuen sich über den Freispruch. Das Urteil ist allerdings noch nicht rechtskräftig. EC