Caritas schließt ihr letztes Wohnheim für minderjährige Geflüchtete

Vorarlberg / 26.06.2019 • 17:23 Uhr / 3 Minuten Lesezeit
 Bernd Klisch und Mahdi Hassani. Sams
Bernd Klisch und Mahdi Hassani. Sams

Betreuungsform Wohngemeinschaft für UMF endet nach 15 Jahren.

Bregenz Die Kisten sind gepackt. Die Räume sind leer. Die Bewohner leben schon woanders. Die Caritas schließt das Haus Said in Bregenz und damit die letzte Wohngemeinschaft für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge (UMF) in Vorarlberg.

Gestartet hat die Caritas diese Betreuungsform vor 15 Jahren in Feldkirch. „Damit haben wir Neuland in der Betreuung und Begleitung von jungen Menschen betreten, und das war fachlich und menschlich herausfordernd“, sagte Direktor Walter Schmolly. Er habe es indes als wichtige Aufgabe gesehen, Kindern und Jugendlichen in äußerst schwierigen Lebenssituationen ein Ankommen, eine Zukunftsperspektive und sozialen Halt zu bieten. Die minderjährigen Geflüchteten seien mit schrecklichen Erlebnissen konfrontiert worden. Insgesamt wurden 451 Minderjährige in solchen Wohngemeinschaften betreut. Diese brauche es jetzt nicht mehr, „weil die meisten Jugendlichen inzwischen volljährig geworden sind und in den letzten Monaten nur noch ganz vereinzelt minderjährige Flüchtlinge allein nach Vorarlberg gekommen sind“, informiert Schmolly.

„Die Caritas hat maßgeblich dazu beigetragen, dass Vorarlberg in der Betreuung minderjähriger Flüchtlinge seiner humanitären Verantwortung gerecht geworden ist”, sagte Soziallandesrätin Katharina Wiesflecker. Das Land hat dazu kompetente Begleitstrukturen für die jungen Geflüchteten aufgebaut. So hat seit 2015 das Kompetenzzentrum in der Bezirkshauptmannschaft Feldkirch die Obsorge für die Jugendlichen übernommen. Derzeit organisiert es für 108 Jugendliche weitere Betreuung. Volljährige bekommen neben der Grundversorgung der Caritas Flüchtlingshilfe bei Bedarf auch Unterstützung von IfS-Sozialarbeitern.

Bernd Klisch, Caritas-Fachbereichsleiter Flüchtlinge, hielt fest, dass die Betreuung der jungen Geflüchteten dank der Unterstützung von Gemeinden und vielen Ehrenamtlichen so gut funktioniert habe. „Die großartigste Leistung haben aber die Jugendlichen selbst erbracht“, sagte er und stellte Mahdi Hassani vor. Der junge Afghane kam 2016 nach Vorarlberg, ist Malerlehrling und will hierbleiben. Doch auf seine erste Einvernahme im Asylverfahren folgte ein Negativbescheid. Mahdi geht in die nächste Instanz. Er wird hier als Fachkraft gebraucht, in Afghanistan hat er keine Perspektive.

„Das Interesse der Gesellschaft am Potenzial der jungen Flüchtlinge sollte wesentlich stärker gesehen werden und die Politik hier Lösungen ermöglichen, anstatt neue Hürden aufzubauen“, meinte Joachim Alge, Baumeister bei der i+R Gruppe. Unternehmen seinen permanent auf der Suche nach qualifizierten Arbeitskräften und auch bereit in dieses Ziel zu investieren. Er sei mit seinen jungen Mitarbeitern aus Afghanistan, Somalia, Syrien usw. „sehr zufrieden“. Acht von ihnen verlieren nun den Status Subsidiärer Schutz. „Wir wissen nicht, was dann mit ihnen passiert.“ Alge fordert, dass diejenigen, die Leistung erbringen und einen guten Leumund haben, ein Aufenthaltsrecht bekommen sollten.

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