24-Stunden-Pfleger unter Verdacht

Ungarischer Betreuer lag betrunken in seinem Zimmer, in der Tasche hatte er 9000 Euro.
Feldkirch Monatelang betreute der 52-jährige Pfleger die 78-jährige demente Frau. Sie vergisst so einiges und spricht offensichtlich auch sehr dem Alkohol zu. Je nach Alkoholisierung ist sie mehr oder weniger großzügig mit ihrem Geld, doch auch nüchtern zögert die Frau nicht, mehr zu bezahlen als geschuldet. Wenn beispielsweise Gartenarbeiten für 100 Euro verrichtet wurden, legt sie schon einmal 200 oder mehr auf den Tisch. Doch nun ist das Verschwinden von 11.250 Euro Thema. Am Donnerstag kam es zum Prozess. Angeklagt ist der Betreuer der Frau. Bei ihm gibt es einige Ungereimtheiten, sagt die Staatsanwaltschaft. „Macht doch nicht so ein Theater wegen diesem Geld“, kann die Frau den Gerichtsaufwand nicht nachvollziehen. Doch das dürfte nicht nur durch ihre Großzügigkeit bedingt sein, sondern durch ihre Krankheit. Als Zeugin wird sie persönlich jedenfalls nicht einvernommen, weil das keinen Sinn machen würde.
Immer mehr Geld
„Ich bin 1600 Kilometer angereist, um meine Aussage zu machen“, erklärt der angeklagte ungarische Pfleger. Er berichtet, wie er von der betagten Dame beauftragt wurde, Geldbehebungen am Bankomaten zu machen. „Um Dinge zu bezahlen und zu erledigen“, meint er nüchtern. Er kochte und ging einkaufen. Die Dame habe auch immer Geld benötigt, um Friseur, Kosmetikerin, Fußpflegerin, Kaminkehrer und Gartenarbeiter zu bezahlen. Auch gegenüber Bettlern ist sie laut Angeklagtem immer sehr großzügig gewesen. Eine Zeugin bestätigt die fallweise etwas zu üppig ausfallende Spendierfreudigkeit, auch die Alkoholabhängigkeit der Frau scheint Fakt. Doch dann fiel der Krankenpflegeleiterin auf, dass der Ungar seine Pflichten vernachlässigte, die betagte Dame zu kurz kam.
Betrunken im Bett
Der Regionalleiter der Vermittlungsagentur stattete dem Pfleger einen Besuch ab. Der lag betrunken im Bett seines Zimmers, eine Menge Bier- und Schnapsflaschen um ihn herum. „Am nächsten Tag stand die Abreise des Mannes an“, erläutert der Zeuge. Doch da gab es noch etwas, was den Regionalleiter stutzig machte. In der Tasche des Betreuers hatte man 9000 Euro Bargeld gefunden. Als der Leiter nachforschte, deckte sich diese Summe genau mit den Bankomatbehebungen vom Konto der Betreuten.
Der Pfleger wurde zur Rede gestellt, sagte, er habe nur einmal 750 Euro behoben und die habe er dann von der 78-Jährigen geschenkt bekommen. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Beschuldigten 17 Behebungen vor. Weil weitere Zeugen beantragt wurden, musste der Prozess vertagt werden.
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