Bis zu 40 Hitzetage pro Jahr
Geschieht nichts, könnte es in Vorarlbergs Gemeinden richtig heiß werden.
Schwarzach Nur wenige gehen noch davon aus, dass steigende Temperaturen lediglich zum Problem für Menschen mit Neigung zu Schweißfüßen werden. Wissenschaftliche Erkenntnisse sind längst eindeutig: Der Klimawandel wird das Leben verändern, auch in Vorarlberg. Sei es in der Landwirtschaft, im Hochwasserschutz, im Tourismus, in der Trinkwasserversorgung, Städte und Gemeinden arbeiten seit einigen Jahren an und mit Strategien, wie sie sich an den Klimawandel anpassen können. Wie die VN berichteten, ist das dringend nötig: Die durchschnittliche Höchsttemperatur in den Sommermonaten ist in Vorarlbergs Gemeinden innerhalb weniger Jahrzehnte zwischen 1,6 und 2,1 Grad Celsius gestiegen. Die VN haben gemeinsam mit der Rechercheplattform Addendum Berechnungen der ZAMG ausgewertet, die zeigen, wie sich die Durchschnittstemperatur entwickeln könnte. Zusammengefasst: Sie steigt je nach Szenario um bis zu über neun Grad.
Verschiedene Szenarien
Klimaszenarien für 2050 und 2100 zu errechnen, ist komplex. Der Weltklimarat (IPCC) arbeitet mit einer Methode, die sich RCP nennt. Dabei werden nicht nur die Treibhausgase, sondern auch andere Faktoren wie die Entwicklung der Weltbevölkerung und der Technologie berücksichtigt. Die Szenarien heißen RCP 8.5 (weiter wie bisher), RCP 4.5 (Rechenmethode des Bundesministeriums bei bestimmen Klimaschutzmaßnahme) und RCP 2.6 (bei Einhaltung der Pariser Klimaziele). Das Team von VN und Addendum hat die Szenarien auf alle 96 Vorarlberger Gemeinden angewendet.
Zwei Beispiele: Die aktuelle Durchschnittstemperatur zwischen 1971 und 2000 betrug in Schröcken 12,6 Grad Celsius. Geht alles so weiter wie bisher, steigt die Temperatur im Rechenzeitraum 2021 bis 2050 um 0,9 bis 2,8 Grad. In der Periode 2071 bis 2100 droht ein Temperaturanstieg von 3,8 bis 9,3 Grad. In Hörbranz hatte es in den Jahren 1971 bis 2000 durchschnittlich 17,9 Grad. Im Weiter-wie-bisher-Szenario steigt die Temperatur in den Jahren 2021 bis 2050 um 0,9 bis 1,9 Grad, in den Jahren 2021 bis 2100 um 3,1 bis 5,6 Grad. Je nach Rechnung ändert sich die Prognose. Im besten Fall werden die Grenzwerte des Pariser Abkommens erreicht und eingehalten. Dann steigt die Temperatur in Schröcken um 0,6 bis 2,8 Grad (2071 bis 2100), in Hörbranz um 1,5 bis 2,8 Grad.
In 21 Gemeinden gab es zwischen 1971 und 2000 in den Monaten Juni, Juli und August durchschnittlich keinen Hitzetag, es war also nie heißer als 30 Grad. Neun Gemeinden hatten vier Hitzetage. Dieser Wert steigt, die Frage ist, um wie viel. Im schlechtesten Fall wird es in Meiningen im Zeitraum zwischen 2071 und 2100 durchschnittlich zu 17 bis 41 Hitzetagen pro Sommer kommen. Selbst bei Erreichen der Pariser Klimaziele gibt es nur wenige Gemeinden ohne Hitzetage. In Damüls könnte es bei null Tagen bleiben. Andere Gemeinden wie Laterns könnten auf durchschnittlich null bis zwei Tage mit über 30 Grad pro Sommer kommen.
Lesen Sie auf VN.at alle Details zu den Klimaszenarien Ihrer Gemeinde. Entstanden durch eine Kooperation mit der Rechercheplattform Addendum.
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