Waldverein pocht auf Reduktion des Wildes

Obmann Walter Amann hofft auf ein Miteinander von Wild und Wald.
Hohenems Was ein Wort alles ausrichten kann. In einer Aussendung zum Wildgatter im Mellental schlug Walter Amann, Obmann des Waldvereins, vor, ein (Zitat) „Reduktionsgatter“ einzuführen. Hätte sich der folgende Aufschrei im Internet abgespielt, würde man es Shitstorm nennen. Die Diskussion ist mittlerweile abgeflaut, an Brisanz hat sie nichts verloren. Amann hält im Gespräch mit den VN an seiner Forderung fest und erklärt: Ein Reduktionsgatter würde nicht nur helfen, den zu hohen Wildbestand im Land zu verkleinern, er würde auch das Wild schonen. Wie das?
Schonzeiten aufheben
Wer durch das Amtsblatt der vergangenen Monate stöbert, stößt auf eine Konstante: die Jagd. Kürzlich wurde etwa die zeitweise Jagd nach Kormoranen und Graureihern im Bezirk Bregenz in den Jahren 2019 bis 2022 genehmigt. Anfang April standen Abschusszahlen für das Jagdjahr 2019/2020 im Fokus. So wurden zum Beispiel Mindestabschüsse für die Wildregion 1.3b beschlossen. Das liest sich dann so: Rotwild: 5 Hirsche Klasse III oder Schmalspießer, 70 Tiere oder Schmaltiere, 55 Kälber. Rehwild: 47 Jährlinge oder mehrjährige Böcke … und so weiter. Auch zwei Murmeltiere sind erlaubt. Bis zum 10. Dezember muss der Mindestabschuss zu 90 Prozent erfüllt sein. Wird die Abschusszahl nicht erreicht, können Schonzeiten aufgehoben werden. So geschehen zum Beispiel im Amtsblatt vom 15. März für die Wildregion 2.1 (Bartholomäberg-Silbertal). Die vorher zitierte Region 1.3b ist übrigens das Mellental – jenes Tal, mit dem die Diskussion um die Reduktionsgatter begann.
Ein Wildgatter ist dazu da, dass sich Wild und Wald erholen können. Im Gatter in Mellental sind rund 100 Tiere zugelassen, jährlich werden fast doppelt so viele gezählt. Seit einiger Zeit macht Landesvolksanwalt Florian Bachmayr-Heyda auf diesen Missstand aufmerksam. „Der Landesvolksanwalt hat recht! Das Problem ist seit Jahren bekannt, aber man hat es nie geschafft, das Wild zu reduzieren. Mir geht es aber nicht um das Mellental allein, sondern um alle Gatter“, erklärt Waldvereinsobmann Walter Amann, der selbst auch Jäger ist. Derzeit werde Wild oft überfüttert, wodurch der Bestand zu hoch geworden sei. Darunter leidet vor allem der Wald.
Teure Ersatzmaßnahmen
Im Jahr 2015 hat der Rechnungshof den Zustand des Schutzwaldes in Vorarlberg untersucht. Von 97.000 Hektar Waldfläche gelten 47.000 als Schutzwald. Rund die Hälfte davon gilt als stabil. Auch der Geldwert wurde berechnet: Demnach kostet eine technische Schutzmaßnahme das 146-Fache des Walderhalts. Die Schutzwirkung ist umgerechnet bis zu 148 Mal so viel wert wie mögliche andere Erträge. Schutzwald bedeutet nicht nur Lawinen-, sondern auch Hochwasserschutz, wie Amann betont. Aus all diesen Gründen sei es wichtig, den Wald zu schützen. Zu viel Wild aber gefährde den Wald. Ein Reduktionsgatter hieße nichts anderes, als dass auch im Gatter das Wild getötet werden dürfe. Damit würden Schonzeitaufhebungen der Vergangenheit angehören, ist Amann überzeugt. „So müssten im Frühjahr keine trächtigen Tiere geschossen werden und das Wild hat weniger Stress, weil die jagdfreie Zeit länger ist.“
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