Sperrzone wegen Pferdeseuche

Fall von seltener „infektiöser Anämie“ bei Pferd in Lustenau nachgewiesen.
Lustenau Lange ist Österreich von der infektiösen Anämie der Einhufer (EIA) verschont geblieben. Genauer seit 2002. Nun wurden zwei neue Fälle der ansteckenden Blutarmut, umgangssprachlich auch als Pferdeseuche betitelt, nachgewiesen – einer davon in Vorarlberg.
In einer Hobbypferdehaltung in Lustenau wurde am 18. Juni der Verdacht auf das Vorliegen der Viruserkrankung gemeldet. Das betreffende Pferd wurde zuvor in Deutschland mittels Antikörper-Nachweis, dem sogenannten Coggins-Test, positiv getestet, kurz bevor es auf ein Turnier gebracht werden sollte. Untersuchungen durch den Amtstierarzt und das nationale Referenzlabor der AGES bestätigten schließlich den Verdacht, teilte das Büro des zuständigen Landesrats Christian Gantner (38, ÖVP) auf VN-Anfrage mit. Das betroffene Tier musste euthanasiert werden. Das Gebiet in einem Radius von einem Kilometer bleibe insgesamt 90 Tage lang eine Sperrzone. „Die Tiere in diesem Radius werden von den Veterinärbehörden regelmäßig untersucht und beprobt.“ Vorgesehen sind zwei Beprobungen im Abstand von 90 Tagen. Im Sperrzonenbereich wurden laut Informationen der Abteilung Veterinärangelegenheiten im Amt der Landesregierung sieben Betriebe mit 33 Pferden untersucht. Immerhin: Die bisherigen Laborergebnisse der Pferde waren in der ersten Untersuchung negativ.
Zwei Fälle in Österreich
Bis die zweiten Untersuchungsergebnisse vorliegen, dürfen Pferde, Esel, Maultiere und Maulesel die Sperrzone nicht verlassen, außerdem dürfen keine Einhufer hineingebracht werden. Es sei jedoch nicht notwendig, Pferde in den Zonen ausschließlich im Stall zu halten. Ausritte und die Haltung auf der Koppel seien möglich. Menschen und andere Tierarten sind von der Krankheit nicht betroffen. Aktuell gibt es zwei Fälle in Österreich. Ein weiterer Verdacht bestätigte sich Ende Juni bei einem klinisch erkrankten Pferd im Bezirk Perg in Oberösterreich. „Einen direkten Zusammenhang mit dem Fall in Vorarlberg dürfte es nicht geben“, führt das Büro des Landesrats weiter aus. Da eine Heilung ausgeschlossen ist und erkrankte Tiere eine mögliche Ansteckungsquelle für andere Pferde darstellen, musste auch dieses Pferd euthanasiert werden. Die Übertragung der anzeigepflichtigen Tierseuche erfolge in erster Linie durch blutsaugende Stechinsekten wie Bremsen, informiert der Rankler Tierarzt und Pferdespezialist Robert Griss im VN-Gespräch. Infizierte Tiere tragen das Virus lebenslang in ihrem Körper, oft ohne jegliche Symptome zu zeigen. Die akute Form der Erkrankung mache sich meist durch hohes Fieber bemerkbar. Das betroffene Pferd in Lustenau hatte sich chronisch infiziert und zeigte keine Krankheitssymptome. Der Zeitpunkt der Ansteckung könne daher schwer ermittelt werden, heißt es vonseiten des Landes.
Die Viruserkrankung sei nicht hochansteckend, führt das Büro des Landesrats aus. „Bei den Untersuchungen handelt es sich um eine Vorsichtsmaßnahme, um auszuschließen, dass infizierte Tiere in andere Pferdebestände verbracht werden.“ Ab 23. September sollen alle Pferde in dieser Zone ein zweites Mal untersucht werden. Die Sperre soll aufgehoben werden, wenn alle Ergebnisse negativ verlaufen.
Erster Fall seit 2002
Fälle der seltenen Erkrankung werden immer wieder aus mehreren europäischen Mitgliedstaaten gemeldet. Österreich galt seit 2002 als frei von infektiöser Anämie, damals wurde die Viruserkrankung bei einem Pferd im Bezirk Wienerneustadt nachgewiesen.
Tierarzt Robert Griss ist besorgt, spricht aber hinsichtlich des neuen Falles in Lustenau von „Glück im Unglück. Es war sozusagen ein Streifschuss. Wäre die Seuche einen Kilometer weiter südlich nachgewiesen worden, hätte es große Stallungen mitten in der Turnierzeit betroffen, was auch einen großen wirtschaftlichen Schaden mit sich gebracht hätte.“
Stichwort Equine infektiöse Anämie (EIA)
Die EIA, infektiöse Anämie der Einhufer, oder auch ansteckende Blutarmut der Einhufer, ist eine anzeigepflichtige Tierseuche. Neben Pferden sind auch Esel, Maultiere, Maulesel und Zebras empfänglich. Die Infektion von Pferden erfolgt durch blutsaugende Stechinsekten oder bei infizierten Stuten durch die Infektion des Fohlens im Mutterleib. Für Menschen stellt das Virus keine Gefahr dar. Die Fälle in Oberösterreich und in Vorarlberg stellen die ersten Ausbrüche in Österreich seit 2002 dar. Eine Heilung gilt als ausgeschlossen, daher wurden die Tiere in beiden Fällen eingeschläfert. Der Radius der Sperrzone in Lustenau ist auf der Homepage des Lande Vorarlberg ersichtlich.
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