Wachen und warten

Die zentralen Figuren in Samuel Becketts Theaterstück „Warten auf Godot“ sind keine Diener, sondern Landstreicher. Sie warten auf den zweimal angekündigten Herrn Godot, ohne zu wissen, wer er ist, ob er kommen wird und was dann sein wird. Sie warten in Becketts Stück ins Leere. Ein Rest von Hoffnung hält sie wach, Godot bleibt ihnen fremd, sie haben keine Ahnung davon, wer er ist und was er tut, was er überhaupt will.
Auf wen warten wir?
Jesus hält uns an, zu wachen und zu warten. Aber der, auf den wir warten, ist Gott, den er seinen Vater nennt. Er ist der Gott Israels, der dieses Volk aus der Knechtschaft in Ägypten befreit und trotz aller Widerstände, der äußeren wie der inneren, durch die Wüste und in ein neues und gutes Land geführt hat. Auf diesen Gott sollen wir warten, und gleichzeitig ist er schon im Kommen, sein Reich ist uns schon nahe. Er ist durch Christus mitten unter uns. Gott wird kommen und das Reich jenen geben, die warten und sich wach darauf einlassen, dabei ihm vertrauen.
Wie denn vertrauen?
Seinem Wort vertrauen und diesem Wort entsprechend unserem Alltag leben. Seinem Sohn vertrauen und tun, was er sagt. Mit dem, was uns anvertraut ist, menschlich gut umgehen. Warten kann lang sein, das wissen wir alle. Das Warten ist unser Testfall. Was wir in der Zeit des Wartens tun und lassen, kann sehr verschieden sein. Je beständiger wir warten, um so weniger wird die Unbeständigkeit in uns Raum gewinnen und unser Leben prägen. Je mehr wir gottverbunden warten, um so weniger werden wir gottvergessen handeln.
Ewiger Gott, komm in unsere Zeit und fülle sie mit deinem Leben und deinem Heilswillen. Wir haben dein Heil schon erfahren, aber die Fülle ist es noch nicht. Viel ist noch unerfüllt von dir, mitten unter uns. Zeig uns, wie wir heute wach und in lebendigem Vertrauen in deinem Geist, mit deinem uns gegebenen Wort unseren Weg gehen können. Amen
Gott, du begleitest uns
Hab Dank, dass du uns siehst. Jeden Schritt, den wir tun, begleitest du. Jedes Wort, das wir denken, kennst du, ehe wir es aussprechen. Wir danken dir, dass du unseren Weg bestimmt hast, nicht der Zufall, nicht die Sterne, nicht ein blindes Schicksal, nicht eine fremde Macht. Du allein bist es, der uns führt, der uns hört und auf uns schaut. Wir danken dir auch für diesen Tag, er kam aus deiner guten Hand.

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