Projektleiter Mähr befürchtet Verzögerungen bei Rhesi

Das St. Galler Tiefbauamt entscheidet noch im Herbst über Einwände der Schweizer Naturschützer.
St. Margrethen, Bregenz Rhein-Erholung-Sicherheit (Rhesi), das gigantische schweizerisch-österreichische Hochwasserschutzprojekt am Alpenrhein zwischen Illspitz und Bodensee, wird eine schwere Geburt. Das machen die massiven Widerstände von Naturschützern und entgegengesetzten Gruppierungen deutlich. Vor kurzem haben der Ostschweizer World Wildlife Fund und Pro Natura Schweiz ihre Einwände durch einen Rechtsanwalt im Tiefbauamt des Kantons St. Gallen eingebracht – die VN berichteten. Die Naturschutzgruppen fordern eine deutliche ökologische Verbesserung des vorliegenden Generellen Projekts. Konkret treten sie für mehr und großflächigere Aufweitungen des Rheins ein, weil nur so eine echte ökologische Verbesserung des Flusses erreicht werden könne.
Gleichzeitig macht in Koblach schon seit Längerem eine Gruppe mobil, der das Trittsteinkonzept zu weit geht. Sie wehrt sich vehement gegen eine Dammabrückung bei der Frutzmündung.
Leiter mitten drinnen
Mitten drinnen stehen Projektleiter Markus Mähr (45) und sein Team. “An diesen Widerständen sieht man, wie schwierig es ist, eine taugliche Variante zu konzipieren. Wir haben den Mittelweg beschritten und ein Projekt geschaffen, das alle Interessen mitberücksichtigt hat und sich in einem Verfahren hoffentlich bewährt”, beurteilt Mähr die Situation.
Mit den Schweizer Naturschutzgruppen habe es im Lauf der Projektentwicklung insgesamt elf Gespräche gegeben. Was nun, wenn den Einwänden stattgegeben wird? “Dann heißt das zwar nicht ein Zurück zum Start, sehr wohl müssen wir in dem Fall mit Verzögerungen von einem bis zwei Jahren rechnen”, weist der Projektleiter auf die Konsequenzen hin.
Große Spannung
Mit Spannung harren alle Beteiligten der Entscheidung der Schweizer Behörde. Sie wird im Herbst fallen und könnte den weiteren Gang der Dinge bei Rhesi nicht unwesentlich beeinflussen. Das St. Galler Tiefbauamt wird für die Schweiz übrigens auch die Umweltverträglichkeitsprüfung vornehmen.
Die Schweizer Naturschutzgruppen fordern unter anderem eine Beteiligung am Rhesi-Entwicklungsprozess bereits beim Generellen Projekt und nicht erst im eigentlichen Verfahren. Aus Sicht von Mähr besteht für die Projektkritiker im Verfahren noch ausreichend Gelegenheit, Einwände einzubringen.
Das gelte auch für die Koblacher Rhesi-Gegner, die das genaue Gegenteil von dem wollen, was die Schweizer Naturschützer fordern. “In Koblach muss die Gemeinde bald darüber befinden, wie sie zum vorgeschlagenen Flächenabtausch steht, der den Bauern für den Verlust von Teilen ihrer jetzigen Anbauflächen angeboten wurde”, weist Mähr auf eine weitere Hürde hin.
Rauchs Bekenntnis
Aus Sicht der Vorarlberger Naturschützer glaubt Naturschutzanwältin Katharina Lins durchaus an die Möglichkeit von ökologischen Verbesserungen für das Projekt. “Solche Verbesserungen sind in jeder Entwicklungsstufe des Projekts möglich”, betont Lins. Man müsse diesbezüglich nicht erst auf das Verfahren warten. “Man hat im Laufe der Erarbeitung des Bauvorhabens ja stetig Abstriche bei der Ökologie gemacht”, beklagt Lins. Die Aktivitäten der Schweizer Naturschutzgruppen möchte sie nicht kommentieren.
“Um eine ökologische Verbesserung kann man in jeder Projektphase kämpfen.”
Katharina Lins, Naturschutzanwältin
Ein klares Statement zur Rhesi-Entwicklung gibt Umweltlandesrat Johannes Rauch (60) ab. “Ich stehe voll und ganz hinter dem vorliegenden Projekt. Es ist eine ausgewogene Variante, die allen Beteiligten Kompromisse abverlangte. Die gesetzten Maßnahmen der Schweizer Naturschützer haben mich nicht überrascht.”
Die weitere Planung von Rhesi geht indes wie vorgesehen weiter. Derzeit läuft eine Vorprüfung des Projekts in allen Bereichen. 2021 möchte man ins Verfahren gehen, 2024 sollen die Bagger auffahren.
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