See, Boot, Hafen und der perfekte Sommer

Das Leben auf einem Boot hat seinen ganz besonderen Charme.
FUSSACH Die Wolken hängen tief überm Bodensee. Für Eugen Pfefferkorn (55) ein Segen. „Das gibt uns die Möglichkeit, etwas zu verschnaufen“, sagt der Hafenmeister im Bootshafen Schwedenschanze an der Ortsgrenze zwischen Hard und Fußach. Tatsächlich ist es ruhig. Die anliegenden Boote wiegen sanft im Wasser, der ganze Hafen scheint sich eine Auszeit von der hektischen Betriebsamkeit des Feriensommers zu nehmen. Ein Dauergast, der seinem mächtigen Motorboot entsteigt, um an Land ein Ersatzteil zu holen, winkt ab. „Ich will nicht reden. Ich will meine Ruh‘“. „Der lebt den ganzen Sommer im Boot und fährt nur nach Hause, wenn das Wetter wirklich schlecht ist“, erzählt Hafenmeister Pfefferkorn.
Sensible Reisende
Bei zweifelhaftem Wetter reagieren die Bodenseereisenden sensibel. „Es reicht schon eine schlechte Wetterprognose, dass sie nicht auf den See hinausgehen. Bei Schönwetter hingegen kommen abends 30 bis 50 Boote – Motorjachten und Segler – in den Hafen der Schwedenschanze. An Wochenende können bis zu 100 sein.
Inhaber eines Liegeplatzes müssen melden, wenn sie selbst nicht im Hafen sind. Dann werden ihre Plätze vermietet. Bei voller Auslastung liegen an der Schwedenschanze 300 Boote im Wasser, dazu kommen noch separate Plätze für Gäste. Reserviert werden kann ein Anlegeplatz von Gästen nicht. „Sie kommen rein, und dann schauen wir, wo sie anlegen können“, erklärt Ruth Pfefferkorn, die Gattin des Hafenmeisters. Beide wohnen während der Sommermonate auf ihrem eigenen Boot.
Die perfekte Entspannung
Auf ihrem kleinen Motorboot leben derzeit auch die beiden Eheleute Joachim Scholz und Lydia Knobel. Scholz schwärmt vom Bootsfahren auf dem See mit allem was dazu gehört. „Ich bin von Beruf Fahrlehrer. Da erlebe ich viel Hektik. Der See ist für mich die perfekte Entspannung“, gesteht der Schwabe. Auf und in ihrem Boot haben er und seine Gattin alles, was sie brauchen. „Wir sind insgesamt drei Wochen unterwegs, und legen an, wo es uns gefällt“, beschreibt Scholz seine persönliche Interpretation von Freiheit, die es für ihn nur auf dem Bodensee gibt. 14 Euro zahlt er für den Anlegeplatz pro Nacht. Dafür steht im Hafen auch entsprechende Infrastruktur mit Sanitäranlagen zur Verfügung. „Und“, betont Pfefferkorn, „wir haben eine Tankstelle, die einzige in einem Vorarlberger Hafen.“
Dass Eugen Pfefferkorn als Hafenmeister an der Schwedenschanze arbeitet, ist besonderen Umständen geschuldet. „Vor neun Jahren legte ich hier mit einem Motorschaden an. Die damalige Hafenmeisterin fragte mich, ob ich ihr für ein paar Stunden aushelfen könne. Das tat ich. Und als sie wenig später in Pension ging, meinte sie, ich könne diesen Job für sie übernehmen.“ Das tat der selbstständige Versicherungsvertreter auch. Bereut hat er es nie. „Weil unsere Kundschaften zu 99,9 Prozent entspannte und freundliche Menschen sind und einem die Arbeit erleichtern“, findet Eugen Pfefferkorn eine praktische Begründung. Während seine Gattin eine psychologische nachreicht: „Das Leben am Wasser beruhigt einfach. Das tut uns gut“, sagt Ruth.
Gut tut den in Bludenz lebenden Eheleuten aber auch das baldige Saisonende am Hafen. Der macht am 13. Oktober dicht.


Du hast einen Tipp für die VN Redaktion? Schicke uns jetzt Hinweise und Bilder an redaktion@vn.at.