Ärztekammer warnt: “Wir brauchen dringend Mediziner”

Vorarlberg / 03.09.2019 • 08:30 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Scharfe Kontrolle und ein exakt festgelegter Programmablauf prägen die Aufnahmetests an den medizinischen Universitäten Österreichs. APA
Scharfe Kontrolle und ein exakt festgelegter Programmablauf prägen die Aufnahmetests an den medizinischen Universitäten Österreichs. APA

Die hohe Hürde der Medizinaufnahmetests an den heimischen Unis bereitet Verantwortlichen in Vorarlberg Sorgen.

Bregenz Noch liegt keine Gesamtbilanz vor, doch vereinzelt durchsickernde Ergebnisse bereiten Sorgen: Die Aufnahmetests für die medizinischen Universitäten Österreichs fielen aus Vorarlberger Sicht nicht gut aus – die VN berichteten. So absolvierten etwa 13 frischgebackene Maturanten vom BG Rebberggasse – mehrere von diesen hatten mit Auszeichnung maturiert – den Eignungstest, geschafft hat ihn keiner. Auch am BG Gallusstraße in Bregenz lief es laut Informationen an die VN nicht anders. “Von all unseren Maturanten haben sich ein halbes Dutzend beim Test versucht. Durchgekommen ist meines Wissens keiner”, berichtet eine der beiden Schwestern.

Die spezifische Situation

Für potenzielle Medizinstudenten werden in Schloss Hofen sowohl drei Monate dauernde Vorbereitungslehrgänge als auch Intensivkurse mit elf Einheiten angeboten. “Bei den Vorbereitungslehrgängen liegt der Schwerpunkt auf naturwissenschaftlichen Inhalten. Daran nehmen vor allem angehende Maturanten teil, in deren Schulen Naturwissenschaft nicht unbedingt im Fokus steht”, erklärt Rainer Längle, Organisationsleiter der Veranstaltungen in Schloss Hofen.

Der Intensivkurs, den es sowohl im Rahmen der Vorbereitungslehrgänge als auch als separates Angebot gibt, beschäftigt sich konkret mit Testformaten und Abläufen beim Eignungstest. “Es gibt dort ganz spezifische Situationen, die etwa genaue Kontrollen oder langes Warten auf den Einlass beinhalten. Wir versuchen sowohl Abläufe als auch Inhalte zu simulieren, um die Kursteilnehmer gut vorzubereiten”, betont Längle.

“Beim Probetest versuchen wir sowohl Abläufe als auch Inhalte zu simulieren.”

Rainer Längle, Studienleiter Schloss Hofen

600 Euro kostet der Lehrgang

Das Unberechenbare am Eignungstest fürs Medizinstudium sei, “dass nicht eine bestimmte Leistung die Aufnahme garantiert, sondern die Platzierung unter den Testteilnehmern. Das heißt: Nehmen viele teil und sind die auch gut, ist es schwieriger, einen der angebotenen Studienplätze zu ergattern.” Der Probetest werde von Trainern des Instituts für Studentenkurse durchgeführt. “Die nehmen regelmäßig selber am Medizineignungstest teil, um für die Vorbereitung auf das nächste Jahr auf aktuellstem Stand zu sein. Der dreimonatige Lehrgang kostet die Teilnehmer 600 Euro, für den Intensivkurs sind 200 Euro zu berappen. Am Lehrgang 2019 nahmen heuer 27 Personen teil, am Intensivkurs 50. Am Probetest beteiligten sich in diesem Jahr 118 Kandidaten. “Mehrere Teilnehmer besuchen die Lehrveranstaltungen ein zweites Mal, wenn sie beim ersten Aufnahmetest nicht durchkommen”, ergänzt Längle.

Im Studienjahr 2018/2019 wurden an der medizinischen Universität Innsbruck 30 Vorarlberger zum Studium der Humanmedizin zugelassen, fünf für die Zahnmedizin.

Sache der Finanzkraft?

Dass es heuer womöglich nur sehr wenige Vorarlberger zur Aufnahme an eine medizinische Universität in Österreich schaffen, möchte Ärztekammer-Vizepräsident Burkhard Walla (53) noch nicht glauben. “Noch haben wir ja keine Gesamtzahlen. Aber sollte es so sein, ist das klarerweise beunruhigend. Wir brauchen dringend Ärzte in den verschiedensten Bereichen: Fachärzte im niedergelassenen Bereich genauso wie Spitalsärzte.” Was Walla am jetzigen Aufnahmesystem zu den medizinischen Unis beunruhigt: “Die Zulassung zu einem Studium könnte künftig auch von wirtschaftlichen Verhältnissen abhängen. Wer es sich leisten kann, macht nichts anderes, als sich ein Jahr lang intensiv auf den Aufnahmetest vorzubereiten. Wer die finanziellen Voraussetzungen dafür nicht hat, kann das nicht.”

Einmal mehr bekräftigt auch Gesundheitslandesrat Christian Bernhard (55) seine Kritik am Medinzinaufnahmetest. “Die Komplexität der Medizin wird in diesem Test sicher nicht abgebildet. Eine Auseinandersetzung mit dem Fach während des Studiums scheint mir sinnvoller.”