Digitalisierung: Kampf gegen neue Formen des Mobbings

Vorarlberg / 04.09.2019 • 08:00 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Alexander Geyrhofer hat sich in seinem Buch den digitalen Gefahren für Jugendliche gewidmet. VN/Stiplovsek
Alexander Geyrhofer hat sich in seinem Buch den digitalen Gefahren für Jugendliche gewidmet. VN/Stiplovsek

VN-Schulserie (9/12): Cybermobbing birgt neue Gefahren für Jugendliche.

Schwarzach Mobbing gehört zum Schulalltag, seit es Schulen gibt. Laut einer OECD-Studie sei Österreich trauriger Spitzenreiter. Jeder fünfte Schüler sei Opfer oder habe zumindest Erfahrung mit Mobbing, erklärt Experte Alexander Geyerhofer. In jeder zweiten Schulklassen gebe es Betroffene, 95 Prozent der Lehrer bekämen es aber nicht mit. Waren früher das Klassenzimmer und der Pausenhof der Tatort, hat es sichmittlerweile vor allem in die virtuelle Welt verlagert – was es nicht gerade leichter macht, damit umzugehen.

Andreas Prenn, Leiter der Vorarlberger Suchtprophylaxe, bestätigt: „Es ist zwar nicht unser Spezialthema. Aber immer, wenn wir eine Veranstaltung abhalten, wird Cybermobbing angesprochen.“ Mobbing spiele sich speziell in Whatsapp-Gruppen ab. „In der Regel gibt es zwei bis drei Täter, ein bis zwei Opfer und rund zehn Mitschüler, die mitlesen und ab und zu etwas schreiben“, fährt Prenn fort. Den Mitschülern müsse klargemacht werden, dass sie es sind, die den Chat verlassen und sich dagegen aussprechen sollten.

Ansprechpartner bei Cybermobbing ist die Polizei. In der Vorarlberg ist Gerhard Bargetz für Workshops in der Schule zuständig. „Ich vergleiche das mit Vorsorgeuntersuchungen in der Medizin“, erklärt er. „Wenn man krank ist, ist es zu spät.“ Deshalb können Schulen die Polizisten für mehrstufige Präventionsworkshops zum Thema buchen. Dazu sei die Polizei gesetzlich verpflichtet, betont Bargetz.

Eines der Projekte zur Sicherheit im Internet heißt Click und Check. 16 aktuelle Themen werden bearbeitet, eines davon ist Cybermobbing. Der Polizist und Sozialpädagoge Alexander Geyrhofer leitete Click und Check mehrere Jahre lang und veröffentlichte ein Buch zum Thema. Er ist überzeugt: „Es wird derzeit noch viel zu wenig getan. Da sollte man schon bei der Lehrerausbildung ansetzen. Außerdem braucht es vielleicht ein Unterrichtsfach Medienkompetenz. Cybermobbing ist ein riesen Thema. Es haben sich bereits Kinder deswegen umgebracht.“

Sofort Kontakt suchen

Also was tun? Geyrhofer verweist auf den Cybermobbingparagrafen. Betroffene sollen sich an die Polizei wenden. Bargetz ergänzt: „Wenn es bereits geschehen ist, werden wir nicht als Präventionsbeamte, sondern als Polizisten aktiv.“ Cybermobbing fände in vielen Bereichen statt, fährt Geyrhofer fort. „Vor allem in Sozialen Medien, auf Whatsapp und Instagram. Es gibt Hassgruppen, Fotos werden ausgetauscht, Lügen verbreitet, und das 24 Stunden lang. Es gibt keinen Rückzugsort mehr.“ Während klassisches Mobbing in der Schule bleibe, gehe Cybermobbing zu Hause weiter. Er rät: „Wenn Lehrer etwas mitbekommen, sollen sie sich sofort mit Kindern und Eltern in Kontakt setzen und die Handys beschlagnahmen, um die Chats zu sichern.“ Mobbing könne nicht nur strafrechtliche, sondern auch zivilrechtliche Konsequenzen haben. „Das muss allen bewusst sein.“

Cybermobbing sei das größte digitale Problem von Jugendlichen, aber bei Weitem nicht das einzige. Grooming zum Beispiel bezeichnet die gezielte KOntaktaufnahme mit Jugendlichen im Internet. Entweder sind es Pädophile, die unter falscher Identität nach Nacktfotos fragen, oder es sind Kriminelle. Sie versuchen Jugendliche zu sexuellen Videochats zu verführen, nehmen es auf und erpressen sie. „Nur wenige Fälle werden angezeigt. Aber man sollte rasch zur Polizei“, rät Geyrhofer. Die Chance, rechtzeitig einzugreifen, haben vor allem Eltern. „Schulen können wahrscheinlich weniger tun als sie“, ist Supro-Chef Prenn überzeugt. Man müsse hellhörig sein und sofort reagieren. Es gibt genügend Stellen, an die man sich wenden kann.

Buch “Kinder sicher im Internet”

” Die digitalen Gefahren für unsere Kinder und wie wir sie davor schützen “, von Alexander Geyrhofer, erhältlich unter anderem bei Das Buch in Dornbirn

Mögliche Stellen

Alle Angebot der Polizei unter www.under18.at / Informationen auf www.saferinternet.at, beim aha, auf klicksafe.de / Beratung auf juuuport.de, beim ifs oder Raht auf Draht.

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