Ministerium hilft verurteiltem Mann

Vorarlberg / 18.09.2019 • 19:05 Uhr / 4 Minuten Lesezeit

Außenministerium hat sich des Vorarlbergers angenommen, der in der Türkei zu sechs Jahren Haft verurteilt wurde.

Schwarzach Personen mit türkischen Wurzeln, die sich kritisch über Erdogan, seine Partei oder Entscheidungen äußern, diese Meinung vielleicht noch in sozialen Medien posten, sind bei Türkeireisen einem ernst zu nehmenden Risiko ausgesetzt. Diese Einschätzung stammt nicht von irgendwem, sondern aus dem österreichischen Außenministerium, weshalb es diese Personengruppen vor Reisen warnt. Es gibt Situationen, in denen man Reisewarnungen in den Wind schlägt. In so einer Situation befand sich Anfang des Sommers ein 50-jähriger Vorarlberger. Sein 78-jährige Vater musste sich einer Herzoperation unterziehen, weshalb die Familie beschloss, den Vorarlberger aller Risiken zum Trotz in die Türkei zu schicken. Seine vier Kinder blieben zu Hause. Ihr Vater ist seitdem nicht mehr zurückgekehrt. Vergangene Woche wurde er zu sechs Jahren und drei Monaten Haft verurteilt, weil er einer terroristischen Vereinigung angehören soll. Während den Landesbehörden erst durch den VN-Bericht der Fall bekannt wurde, ist das Außenministerium schon länger informiert. Denn der 50-Jährige ist österreichischer Staatsbürger.

Kaum Reaktionen

Aus dem Außenministerium heißt es weiter: „Seit dem versuchten Militärputsch ist es immer wieder zu kurzfristigen Verhaftungen gekommen.“ Zu spüren bekommen hat das zum Beispiel der österreichische Journalist und Aktivist Max Zirngast. Er setzte sich für Kurden ein. Der Aufschrei nach seiner Verhaftung war groß, öffentliche Institutionen und Parteien forderten seine Freilassung. Zirngast wurde kürzlich unter großem Jubel freigesprochen. Auch der 50-jährige Vorarlberger ist im kurdischen Umfeld aktiv. Er ist Mitglied eines kurdischen Vereins und nahm an einigen Demonstrationen teil. „Alles ganz legal in Österreich“, erzählte sein Bruder den VN. Der Mann wurde in der letzten Nacht vor seiner Abreise plötzlich in Gewahrsam genommen. Nach einer Nacht durfte er das Gefängnis verlassen, die Türkei jedoch nicht. Das ist mittlerweile einige Monate her, den Behörden im Land war der Fall bisher aber unbekannt, wie eine VN-Anfrage ergab. Auch öffentlich sorgte der Fall für wenig Aufsehen. Zum ersten Mal berichteten die VN am 9. Juli über den Fall. Selbst am Tag nach dem Urteil in der Vorwoche konnten die Behörden keine Details nennen.

Im Ministerium hingegen ist man mit dem österreichischen Staatsbürger in Kontakt. „Zunächst war der Kontakt nicht so intensiv, aber seit Kurzem befindet er sich in konsularischer Betreuung“, betont ein Pressesprecher des Ministeriums. Der 50-Jährige sei der einzige bekannte Vorarlberger, der in der Türkei festsitze, heißt es weiter. „Allerdings melden sich nicht alle Betroffenen direkt bei uns im Konsulat“, ergänzt der Ressortsprecher. Wie viele Österreicher festsitzen, könne er ebenfalls nicht sagen. „Die Zahl verändert sich. Manche werden kurzfristig festgenommen und nach wenigen Tagen abgeschoben.“ Es seien jedenfalls einige wenige Fälle.

Der Betroffene legte Berufung gegen das Gerichtsurteil ein. Sein Bruder äußerte in der Vorwoche allerdings wenig Zuversicht, dass es aufgehoben wird. VN-mip

„Der Vorarlberger be­findet sich mittlerweile in konsularischer Betreuung.“

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