Vision: Architekt verbannt Autos aus Bregenz

Bürgermeisterkandidat Michael Ritsch (SP) und Architekt Andreas Stickel wollen Quartierentwicklung am See umkrempeln.
Bregenz Am Eingang ins Rathaus steht das Modell eines neuen Bahnhofs. Die privaten Betreiber der Seestadt und des Seequartiers, Eigentümer der Flächen um den Bahnhofsplatz, arbeiten gerade einen Kooperationsvertrag aus. Von einer neuen Dynamik ist die Rede, ein Baustart für die Großprojekte scheint greifbar (die VN berichteten).
Mit dem neuen Gesicht der Stadt steht auch das zentrale Wahlkampfthema für die Gemeinderatswahlen im März. Michael Ritsch hat ambitionierte Ziele. Der SP-Mann will auf den Bürgermeistersessel und hat sich dafür kompetente Unterstützung gesichert. Gemeinsam mit Architekt und Baumeister Andreas Stickel (Vision Urbanes Leben Bregenz) präsentierte er gestern die Vision einer Stadt, die auch „für unsere Kinder lebenswert ist“. Die jetzigen Pläne, würden diese Ansprüche nicht erfüllen. Viele hundert Stunden hat Stickel ehrenamtlich in die Vision gesteckt. Erst spät, weil er immer dachte, die bekannten Planungen seien in Stein gemeißelt. „Dabei gibt es lediglich eine Grundsatzvereinbarung zur Finanzierung. Ansonsten ist eigentlich gar nichts beschlossen“, so Ritsch. Also habe er, Stickel, sich an die Arbeit gemacht. Rasch waren zwei Stellschrauben gefunden. Die Straße müsse weg und der Bahnhof näher ins Zentrum.
900-Meter-Tunnel
Auf einer Länge von 900 Metern würde der Verkehr unterirdisch verlaufen. Die Vision eines autofreien Zentrums: Der Flächengewinn – dann bebaubar – wäre enorm. Das würde auch die Kosten einer Unterflurlösung für den Autoverkehr relativieren. Wobei, konkrete Kostenschätzungen gibt es auf Nachfrage keine. An der Finanzierbarkeit zweifeln die beiden allerdings nicht. Klarheit besteht auch für den Bahnhof, der auf Höhe der Hypobank unter einem Gebäude situiert wäre. Keine sinnlose Platzverschwendung durch ein riesiges Glasdach, gehen Ritsch und Stickel mit den aktuellen Bahnhofsplänen hart ins Gericht.

„Wenn ich Bürgermeister werde, dann ist die Vision in zehn Jahren Realität“, verspricht der Kandidat auf das höchste Amt in der Landeshauptstadt. Der regierende Bürgermeister Markus Linhart kann den Plänen naturgemäß wenig abgewinnen. Es brauche Visionen. Diese würde laut Fachleuten jedoch zu Stillstand führen, sagt Linhart.

Unterstützung bräuchten die Pläne auch von den privaten Investoren. Sie seien seit vier Monaten informiert, würden erste Entwürfe kennen, sagt Ritsch. Bernhard Ölz (Prisma, Betreiber der Seestadt) bezog Anfang Woche in einem VN-Gespräch jedoch Position. Es hätten alle ein großes Interesse, dass der Bahnhof so komme, wie er geplant sei. Unterstützung erfahren die Ritsch-Pläne indes vom Verein „mehramsee“. Dort ist von einer „neuen Chance für die Stadtentwicklung“ die Rede.
