Regulierungsgatter für Montafoner Jäger ein No-Go

Vorarlberg / 17.02.2020 • 19:00 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Regulierungsgatter für Montafoner Jäger ein No-Go
Der TBC-Erreger wird häufig vom Wild auf das Vieh übertragen. Deswegen sollten die Rotwildbestände in einigen Regionen Vorarlbergs reduziert werden. DPA

Aufstand gegen Kernpunkt im Aktionsplan TBC 2020+. Landesveterinär Norbert Greber fordert 500 Abschüsse in der Problemzone.

Bregenz  Zum Halali gegen die Errichtung von sogenannten Regulierungsgattern, einer zentralen Maßnahme des TBC 2020 + Aktionsplans, blasen die Vorarlberger Jäger, und speziell jene im Montafon. Regulierungsgatter sind dazu gedacht, um mehrere Rotwildtiere konzentriert in einem umzäunten Bereich zu töten. Mit dieser Maßnahme soll das Erreichen der behördlich angeordneten Abschussquote erleichtert werden. Laut Plan, der das Ergebnis eines TBC-Gipfels mit Vertretern von Landwirtschaft, Jägerschaft und den Zuständigen vom Land war, sollen Regulierungsgatter im Risikogebiet der Hegegemeinschaft Bartholomäberg/Silbertal eingerichtet werden. Dort beträgt die TBC-Infektionsrate beim Rotwild aktuell 11,4 Prozent. Seit Jahren wird in besagtem Jagdgebiet die geforderte Abschussquote zum Teil klar verfehlt. Ein Zusammenhang mit dem Auftauchen des TBC-Erregers bei Vieh in landwirtschaftlichen Betrieben des Bezirks Bludenz scheint offensichtlich.

Mit Zwang geht nichts

Doch die verstörenden Bilder von Rotwild-Massenabschüssen in einem Regulierungsgatter im Tiroler Lechtal haben die Montafoner Jäger nun abgeschreckt. Dort wurden 34 Stück Rotwild auf einer umzäunten Fläche getötet. “So etwas wollen wir bei uns nicht”, macht Markus Dönz, Jagdaufseher für ein 1000-Hektar-Revier im TBC-Kerngebiet deutlich. “Es werden sich viele querlegen, eine solche Maßnahme umzusetzen. Auch die Grundeigentümer werden das wohl nicht wollen. Die Jäger mit Gewalt zu so etwas zu zwingen, funktioniert nicht. Die Behörde soll uns einen realistischen Abschussplan geben. Nicht einen, bei dem wir ständig Gefahr laufen, in ein Strafverfahren zu geraten”, betont der Jagdaufseher.

Revierübergreifend

Landesjägermeister Christof Germann zeigt Verständnis für seine Weidmänner. “Eine Massentötung wie im Lechtal kommt für uns nicht in- frage. Das lässt sich mit Weidgerechtigkeit und Achtung vor der Schöpfung nicht vereinbaren.” Andererseits ist für Germann, der den vereinbarten Maßnahmen beim TBC-Gipfel schweren Herzens, aber doch zugestimmt hatte, klar: “Wir brauchen gesunde Rotwildbestände. Und wir müssen die Zahl der infizierten Wildtiere im Gebiet der Hegegemeinschaft Bartholomäberg/Silbertal senken.” Germann will das mit jagdlichen Methoden schaffen. “Wir müssen das Problem mit revierübergreifendem Jagen und Denken bekämpfen. Wir brauchen einen TBC-Verantwortlichen, der die behördlichen Maßnahmen begleitet. Aber wir brauchen auch ausgewiesene Ruhezonen für das Wild”, fordert der Landesjägermeister.

“Eine Massentötung wie im Tiroler Lechtal kommt für uns nicht infrage.”

Christof Germann, Landesjägermeister

Die betroffene Hegegemeinschaft fordert er auf, Lösungsvorschläge zu erarbeiten. Germann selbst hat sich bereits mit dem Tiroler Landesjägermeister Anton Larcher über eine gemeinsame Strategie verständigt.

Krisensitzung

Für Landesveterinär Norbert Greber bedeuten die Massenabschüsse in Tirol einen Rückschlag im gemeinsamen Kampf gegen das Übel. Für ihn ist klar, dass es ohne Miteinbindung der Jäger in der betroffenen Region nicht gehen wird. Er ist aber nicht grundsätzlich gegen Regulierungsgatter. “So wie in Tirol geht es aber nicht. Man kann nicht 34 Tiere auf einmal töten. Regulierungsgatter müssten kleiner sein, mit weniger als zehn Stück Rotwild. Diese können Jäger erlegen, ohne eine Panik auszulösen.”

“Wir dürfen den höheren Sinn der Maßnahmen nicht aus den Augen verlieren.”

Norbert Greber, Landesveterinär

Bei einer Krisensitzung in Vandans hat der Landesveterinär den anwesenden Jägern zu verstehen gegeben, dass sie als Alternative zu Regulierungsgattern im kommenden Jagdjahr 500 Tiere töten müssen. “Mit vernünftigem Jagen wird das allerdings sehr schwierig sein.” Man dürfe bei all den möglichen Maßnahmen den höheren Sinn nicht aus den Augen verlieren. “Es geht hier um Tierseuchenbekämpfung. Und das ist ein vernünftiger Grund”, betont Greber, der die Anstrengungen der Montafoner Jäger durchaus schätzt. Klar ist auch für ihn: “Gegen den Willen der Betroffenen wird sich wenig machen lassen.”

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