„Brauchen gute, problembewusste Jäger“

Zu wenige Abschüsse von Rotwild. Hubert Malin, Zuständiger für Forst und Jagd, ist dennoch zuversichtlich.
Silbertal Jahr für Jahr fällt das Silbertal in Sachen TBC-Verseuchung des Rotwilds negativ auf. Ein Infektionsgrad, der bei über zehn Prozent liegt, dazu wird die Abschussquote regelmäßig verfehlt. Die Forderung nach einem Regulierungsgatter bleibt aufrecht. Selbst einige Jäger der Region können sich das vorstellen. Hubert Malin, beim Stand Montafon für Forst und Jagd zuständig, über Probleme, Fakten und Hoffnungen in der „Krisenregion“.
Warum bekommt das Silbertal sein TBC-Problem beim Wild nicht in den Griff?
Malin Wir hatten vor Jahren einen viel zu hohen Wildbestand im Silbertal. Das hatte verschiedene Gründe. Unter anderem wurde eine Klassenaufhebung beim Abschuss verfügt. Danach schoss man viel mehr Hirsche als weibliche Tiere. Jetzt ist es ein langer Weg bis zur notwendigen Reduktion des Bestandes im Silbertal auf unter 500 Stück Rotwild. Wir hatten schon 1100 Stück, sind jetzt bei rund 800. Wir haben ein Zwischenziel erreicht. Um das Endziel zu erreichen, braucht es einfach noch etwas Geduld. Grundsätzlich muss man jedoch sagen: Die TBC wird sich nie ganz ausrotten lassen.
Wie groß ist das betroffene Gebiet?
Malin Wir sprechen von einer TBC-Kernzone von 2500 Hektar, weitere 2500 Hektar sind als Randgebiet definiert, 7000 Hektar gelten als Beobachtungsgebiet. Es gibt insgesamt 19 Jagdgebiete, davon vier Genossenschaftsjagden und 15 Eigenjagdgebiete. Alle diese Reviere sind auf zwölf Pächter aufgeteilt.
Was kostet eine Pacht?
Malin Das ist unterschiedlich. Die Kosten liegen zwischen 15 Euro pro Hektar bis zu 100 Euro und mehr pro Jagdjahr. Das hängt von der Größe ab. Eine große Jagd, die von Jagdaufseher bis Wildfütterung, Landesabgabe und Hüttenhaltung alles bietet, kann den Pächter schon 250.000 Euro kosten. Eine Eigenjagd muss mindestens 115 Hektar groß sein. Bis zu 500 Hektar kann der Eigenjagdpächter sein Gebiet selbst beaufsichtigen. In der Regel übernehmen das gut ausgebildete Jagdorgane.
Es gibt auch in der Region Jagdkundige, die behaupten, dass es einen großen Wildbestand für reiche Pächter braucht. Damit die immer genug Tiere vorfinden, wenn sie spontan zum Jagen ins Montafon kommen.
Malin Dem muss ich widersprechen. Behörden, Grundeigentümer und Jäger nehmen die TBC-Situation sehr ernst. Alle wissen: Eine Senkung des TBC-Risikos gibt es nur bei einer Reduktion des Bestandes. Die Reduktion auf ein gewünschtes Ausmaß lässt sich in sechs bis sieben Jahren mit Profis erreichen. Wir brauchen ein wenig Geduld.
Könnte ein Regulierungsgatter da nicht helfen? Auch wenn diese Art der Tötung von Wild alles andere als schön anzusehen ist.
Malin Wenn ich gute und problembewusste Jäger zur Verfügung habe, brauche ich keine Regulierungsgatter. Es geht darum, richtig zu jagen. Das schließt auch eine gewisse Taktik mit ein. Nämlich so zu jagen, dass die Tiere nicht aus dem Revier flüchten und das Problem in eine andere Region hineintragen.
Warum hat das Klostertal geschafft, was das Silbertal nicht geschafft hat?
Malin Man hat im Klostertal wirklich sehr viel getan, um den Bestand an Rotwild dramatisch zu reduzieren. Ich räume auch ein, dass das bei uns nicht in allen Regionen so gemacht wurde. Nur gelingt halt auch nicht immer alles so, wie man sich das vorstellt. Einen Wildbestand zu reduzieren geht nicht so einfach, wie einen Stall zu leeren.
Warum werden Pachtverträge immer wieder verlängert, auch wenn die Pächter die Abschussquote nicht erfüllen?
Malin Ich kann nur für den Stand Montafon sprechen. Im Risikogebiet vergibt der Stand nur eine große Jagd. Und in dieser wird aktuell die Abschussquote erfüllt.
Wie verdient der Stand Montafon durch Jagd-Verpachtung?
Malin Das sind derzeit jährlich 140.000 Euro.
