Gespräche zur Primärversorgung starten

Ärztekammer und ÖGK-Landesstelle wollen Modell und Fahrplan fixieren.
Dornbirn „Die Frage der Primärversorgung darf nicht Spielball der Politik werden.“ Ziemlich deutlich äußert sich Ärztekammervizepräsident Burkhard Walla zur Kritik der Neos und der SPÖ, wonach Vorarlberg in diesem Punkt immer noch säumig sei (die VN berichteten). Hier gehe es um nachhaltig richtige Lösungen für Patienten und Ärzte und nicht um ein Wettrennen der Parteien, wer am meisten öffentlichen Druck erzeuge, hält Walla dagegen. Morgen, Freitag, findet mit Vertretern der ÖGK-Landesstelle ein erstes Gespräch statt. Es soll genutzt werden, grundsätzliche Fragen zu klären, ein Modell zu entwickeln sowie einen Fahrplan für die weitere Vorgehensweise zu fixieren, was schwer genug ist, weil es laut Walla noch nicht einmal Tarife für die Abrechnung von Leistungen in Primärversorgungseinheiten (PVE) gibt. Er appelliert an die Politik, sich zu informieren, die Dinge zu Ende zu denken und dann erst Meinungen kundzutun. Das massive Defizit der in kurzer Zeit von der Politik geschaffenen Gesundheitskasse sei ein Beispiel dafür, was passiere, wenn statt Sachpolitik nur noch parteipolitische Interessen dominieren.
Auch Netzwerke möglich
Die Entwicklung neuer Versorgungszentren wird von der Ärztekammer unterstützt, aber: „Unser Bestreben ist es, diese Angebote möglichst harmonisch in die bestehende Versorgungslandschaft einzubetten“, betont der Ärztekammer-Vizepräsident. Er verweist darauf, dass ein Versorgungszentrum auch Auswirkungen auf die medizinische Versorgung in der gesamten Region hat. Dazu kommen Vorbehalte von Ärzten aufgrund von deutlich erhöhten und verbindlichen Versorgungsverpflichtungen. „Vor allem aber braucht es genügend Personal, um eine Primärversorgung führen zu können“, merkt Burkhard Walla an. Vorgeschrieben sind mindestens drei Allgemeinmediziner. Ein weiteres Problem: Die Etablierung eines solchen Zentrums führt dazu, dass bestehende Kassenverträge von in Pension gehenden Allgemeinmedizinern nicht mehr an Ort und Stelle ausgeschrieben werden. Neben Primärversorgungseinheiten sieht das Gesetz auch die Möglichkeit vor, PVE-Netzwerke zu schaffen. Konkrete Prüfungen ob ein solches Netzwerk etwa im Bregenzerwald mit Einbezug der jetzt tätigen Allgemeinmediziner entstehen kann, sind seit Sommer am Laufen.
Auflagen als Hürden
Wie Burkhard Walla auf VN-Nachfrage erklärte, machen die vom Gesetz vorgesehenen Auflagen für die jetzt tätigen Allgemeinmediziner einen Wechsel in ein PVE-Netzwerk oder Zentrum kaum interessant. Neben der Garantie, eine ausgedehnte Versorgungszeit zu gewährleisten, erschweren auch organisatorische Vorgaben die Umsetzung. An Letzteren scheiterten auch schon erste Bemühungen, in Bregenz eine PVE einzurichten. Gleichwohl zeigt sich die Ärztekammer optimistisch, gemeinsam mit der ÖGK-Landesstelle gute Versorgungskonzepte für die Zukunft erarbeiten zu können. Walla stellt jedoch klar: „Das politisch forcierte Schaffen von Versorgungszentren sehen wir nicht als Allheilmittel zur Lösung der Versorgungsprobleme.“