Hamsterkäufe wie nach Tschernobyl

Aus Angst vor einer Epidemie decken sich jetzt viele Vorarlberger mit Lebensmitteln ein.
Dornbirn Wolfgang und Brigitte verlassen den DM-Markt in Dornbirn-Schwefel mit auffallend vielen Packungen Toilettenpapier. Auf die Frage, warum sie so viel gekauft haben, antwortet Wolfgang lachend: „Wegen dem Corona-Virus.“ Seine Frau Brigitte kneift ihn verlegen in den Arm und stellt klar: „Wir müssen auch meine Mutter mit Klopapier eindecken.“
Die DM-Mitarbeiterinnen Elke, Steffi und Theresa haben zur Zeit alle Hände voll zu tun. Andauernd müssen leere Regale aufgefüllt werden. Sie arbeiten schon eine Weile in dieser Filiale, „aber solche Hamsterkäufe haben wir noch nie erlebt“. Haltbare Lebensmittel wie zum Beispiel Nudeln, Müsli und Tomaten-Sugo seien in den vergangenen Tagen wie warme Semmel weggegangen. Enorm sei auch die Nachfrage nach Desinfektionsmitteln und Mundschutzmasken. „Aber was diese Produkte angeht, sind wir schon seit drei Wochen ausverkauft.“ Allein gestern hätten mindestens 20 Personen nach Masken und „gefühlte 500 Personen“ vergeblich nach Desinfektionsmitteln gefragt.
„Man kann seinem Schicksal nicht entfliehen. Wenn es einem bestimmt ist, durch das Virus zu sterben, dann ist es so.“
Petra, Eurospar-Kundin
Auch in Lebensmittelgeschäften kommt es zu Hamsterkäufen. „Richtig angefangen hat es bei uns am Montag“, sagt Renate Gramschek (56), Marktleiterin im Eurospar in Gisingen. Die Kunden decken sich mit Dosen, Nudeln, Reis und Fertiggerichten ein, halt allem, was haltbar sei. Solche Hamsterkäufe erlebte die Handelsangestellte zuletzt nach der Atomkatastrophe in Tschernobyl im Jahr 1986.
Eine Kundin, die gerade den Supermarkt betritt, hat anderes im Sinn. „Ich brauche nur Salzstangen für die Handarbeitsrunde.“ Petra (53) ist Landwirtin und könnte ihre siebenköpfige Familie mindestens drei Wochen lang mit dem ernähren, was ihr Hof hergibt. Sie ist entspannt, auch weil sie schicksalsgläubig ist. Denn: „Man kann seinem Schicksal nicht entfliehen. Wenn es einem bestimmt ist, durch das Virus zu sterben, dann ist es so.“
Lydia (27) hingegen macht das Virus richtig Angst. Die schwangere Frau fürchtet um ihr Leben und vor allem um das ihres ungeborenen Kindes. Deshalb trägt sie eine Mundschutzmaske und hält größtmöglichen Abstand zu anderen Patienten, während sie in der stark besuchten Ambulanz im Spital Dornbirn auf eine Untersuchung wartet.