Von blauen Spaten, Typen und Schlappen

Ungebetene Gäste Der Kampf um die Wählergunst bei der Gemeindewahl im März wird auf verschiedenen Ebenen geführt. Manchmal versuchen Parteien auch die Mitbewerber auszubremsen. In Bludenz wollten offenbar Schwarze und Grüne beim Spatenstich für die neue Kleinkindbetreuung „Bingser Zwergenvilla“ als Wahlkampfbühne unter sich bleiben. Zum Griff zum Spaten sollen jedenfalls lediglich Stadtchef Mandi Katzenmayer (67, VP) mit Nachfolgerkandidat Simon Tschann (27, VP) sowie „Koalitionsstadträtin“ Martina Lehner (53, Grüne) geladen worden. Vertreter anderer Fraktionen erfuhren erst bei einer Stadtratssitzung davon. Auf eine zugesagte Einladung warteten sie jedoch vergeblich. Offenbar wollte man mit LR Christian Gantner (39, VP), der mit eigenem Fotograf angereist war, das Ganze für den Wahlkampf nutzen. Vizebürgermeister Mario Leiter (54, SP), der bei dieser Wahl alles daran setzt um den Chefsessel im Rathaus erobern zu können, und Stadtrat Joachim Weixlbaumer (52, FP) scherten sich nicht um die Einladung sowie die langen Gesichter bei den Schwarzen und griffen als ungebetene Gäste zum blauen Spaten.
Zuversichtlich Selbstbewußtsein gilt unter Politikern vor allem in Vorwahlzeiten als gefragte Sache. Zu diesem Politikertyp wird jetzt auch der Bregenzer Abgeordnete und Stadtrat Michael Ritsch (51, SP) gezählt. Ritsch, der bereits zum vierten Mal gegen Langzeit-Stadtchef Markus Linhart (61, VP) bei der Bürgermeisterdirektwahl in den Ring steigt, hat jedenfalls sein Dienstverhältnis beim ÖGB nach 27 Jahren aufgekündigt. Die letzten dreizehn Jahre hat er einstige Klubcfhef der Roten im Landtag die Funktion des Gewerkschaftssekretärs ohnehin nicht mehr ausgeübt und war ohne Bezüge karrenziert. Mit seiner Kündigung hat Ritsch jedoch auch sein Rückkehrrecht zum ÖGB verloren. Beruflich scheint er bereits Perspektiven zu haben: Sollte es mit dem Bürgermeisterjob nichts werden, so wolle er als Berater tätig sein, heißt es in Bregenz.
Fahnenflüchtig In der Marktgemeinde Lustenau geht es im Vorwahlkampf ziemlich rund. Dietmar Haller (57) sorgt in der Gemeinde jedenfalls für Aufregung. Als Freiheitllicher verließ der damalige S 18-Gegner vor 18 Jahren die blaue Gesinnungsgemeinschaft, heuerte bei der Volkspartei an und wurde in der Folge Verkehrsgemeinderatum kurz vor der diesjährigen Wahl nach einem Konflikt mit Gemeindeoberhaupt Kurt Fischer (56, VP) wieder zu den Blauen zurückzukehren. Haller flutet die Lustenauer derzeit mit Flugblät-tern, geht darin auf Fischer los und lobt sich selbst. Während die Schwarzen rund um Fischer alles versuchen den „Fahnenflüchtigen und Überläufer“ zu ignorieren, bahnt sich bei der Freiheitlichen ein regelrechter Konflikt an. Dort fürchtet nämlich Doris Dobros (56, FP) um ihr Amt als Schulgemeinderätin. Dobros könnte als Bildungsreferentin möglicherweise Haller Platz machen müssen, der gerne das Verkehrsressort weiterführen würde. Das schmeckt einigen Freiheitlichen ganz und gar nicht.
Neue Chance Nach dem angekündigten Rückzug von Bürgermeister Michael Tinkhauser (49) aus der Gemeindepolitik wurden in Bludesch parallel zur Landtagswahl 2019 Bürgermeistervorwahlen durchgeführt. Dabei konnte sich Martin Konzet (51) gegenüber Walter Wakonigg (52) mit 424 zu 197 Stimmen durchsetzen. Wakonigg will diese Schlappe nun scheinbar nicht auf sich sitzen lassen Er hat sich als Spitzen- und Bürgermeisterkandidat der Liste punkt.genau für Bludesch wieder ins Spiel gebracht.