In der Fremde die Liebe gefunden

Eliska ist Tschechin, Omar Syrer. Die beiden fanden in ihrer neuen Heimat Vorarlberg zueinander.
Krumbach Ihr Schicksal ähnelt sich. Beide verloren ihre Heimat und wichtige Bezugspersonen. Beide mussten in der Fremde neu anfangen und eine neue Sprache lernen. Eliska (20) verließ im Jahr 2013 mit ihrer Mutter und ihren zwei Schwestern ihre Heimat Tschechien und zog zu ihrem Stiefvater nach Vorarlberg. In Prag ließ sie ihren Vater, ihren Bruder und ihre geliebte Großmutter zurück. „Ich war ein Oma-Kind.“
Omar (28) floh vor dem Krieg in Syrien. „Mit 18 hätte ich zur Armee gehen müssen. Ich wollte aber nicht meine Brüder töten. Deshalb ging ich nach Jordanien“, erklärt der 28-Jährige, der vor seiner Flucht in Damaskus eine Stickerei-Ausbildung absolviert hat. Der Damaszener, der seine Familie in Syrien zurückließ, Vater, Mutter und Bruder, kam Ende 2014 als Flüchtling nach Vorarlberg.
Schwanger von Omar
Beiden, Eliska und Omar, gelang der Neuanfang im Ländle, auch dank engagierter Vorarlberger, die sie tatkräftig unterstützten. Eliska tat sich leicht, die deutsche Sprache zu lernen. „Mit Armin Hartmann hatte ich einen wunderbaren Deutschlehrer“, streut sie dem Schulpsychologen Rosen. Die Tschechin absolvierte ohne Probleme die Hotelfachschule in Bezau. „Ich war eine gute Schülerin.“ Danach arbeitete sie als Köchin in einem Hotel in Lingenau. „Kochen macht mir Spaß.“ Derzeit ist sie aber in Karenz. Denn Eliska erwartet von Omar ein Kind.
Ihre Liebesgeschichte begann im Februar 2015. Sie lernten sich auf einer Party in Andelsbuch kennen. Eliska, damals süße 15, war mit ihrer sieben Jahre älteren Schwester Lucia da, Omar mit seinem Kollegen. Den Iraker mit demselben Vornamen hatte Omar 2014 im Flüchtlingslager Traiskirchen kennengelernt. Lucia verliebte sich auf Anhieb in den Iraker. Eliska und der Syrer hingegen wurden beste Freunde. „Wir konnten uns alles erzählen“, so das Paar unisono. Nachsatz: „Nach einem halben Jahr sind wir drauf gekommen, dass es mehr als Freundschaft ist.“
“Omar ist so stark”
Die Mutter von Eliska hatte keine Freude damit, dass zwei ihrer drei Töchter mit einem Araber liiert sind. Denn sie befürchtete, dass die beiden muslimische Fundamentalisten sein könnten. Zu ihrer jüngsten Tochter, der 13-jährige Natalie, sagte sie halbernst, halb scherzhaft: „Bring‘ du mir nicht auch noch einen Araber heim.“ Doch inzwischen hat Eliskas Mutter ihre „Schwiegersöhne“ akzeptiert und liebgewonnen. Beide Flüchtlinge haben es geschafft, in Vorarlberg Fuß zu fassen. Omar aus dem Irak arbeitet als Pflegehelfer in einem Altersheim, Omar aus Syrien in einer Firma in Hard, die Kunststoffe erzeugt. „Er kommt jeden Abend mit einem Lachen nach Hause“, freut sich Eliska, dass ihr Partner ein Job hat, der ihm gefällt. Sie schaut den Mann, den sie bald heiraten wird, innig an. Dann meint sie: „Omar ist so stark. Er hat schon so viel geschafft. Ich weiß, dass er mir helfen kann, wenn etwas passiert“, vertraut sie ihm voll und ganz.
“Elli ist alles für mich: Familie, Freundin, Geliebte und Mama.”
Omar, syrischer Flüchtling
Stärke musste Omar schon mehrmals beweisen in seinem jungen Leben. Bevor er nach Österreich flüchtete, arbeitete er in Jordanien und Ägypten. Die Neuanfänge in den fremden Ländern forderten ihm viel ab. Auch die Flucht nach Österreich war kein Honiglecken. Sie gelang ihm erst nach mehreren Anläufen. Die Ausbildung zum Tischler in einer Schreinerei in Riefensberg beziehungsweise die Lehrabschlussprüfung schaffte er hingegen auf Anhieb. Das verlangte aber unglaublich viel Energie von ihm, weil er der deutschen Sprache noch nicht richtig mächtig war. Aber es waren Menschen an seiner Seite, die ihn antrieben, zum Beispiel die Volksschullehrerin Ruth Berger. „Sie gab mir Deutschunterricht und riet mir, jeden Tag nach der Arbeit 100 deutsche Wörter zu lernen.“ Aber auch Elli, so nennt Omar seine Freundin liebevoll, habe ihn sehr angespornt und unterstützt. “Sie meinte, dass ich ohne Ausbildung nicht weit komme.”
Omar hört auf Elli. „Sie ist alles für mich: Familie, Freundin, Geliebte und Mama.“ Liebevoll streichelt der werdende Vater den Babybauch seiner Liebsten. Die Tschechin möchte eine gute Mama werden, „am liebsten so eine wie meine Mutter. Danach will ich aber Karriere machen.“ Für Omar ist das kein Problem. „Elli kann alles tun was ein Mann tut“, begrüßt er es, wenn sie ihren eigenen Weg geht. Seine Mutter tat das auch. „Sie war Lehrerin und hat Jeans und Röcke getragen.“ Elli hingegen trägt Kopftuch, wenn sie mit Omars Familie telefoniert. Omar brachte ihr seine Religion so nahe, dass sie – vor ein paar Jahren – zum Islam übergetreten ist.