Corona-Schnelltests: Was sie können und was sie kosten

Dozent Andreas Leiherer vom VIVIT-Institut erklärt, welche Tests die besten sind und was von Schnelltests zu halten ist.
Dornbirn Derzeit überbieten sich Pharmafirmen in der Bereitstellung von Coronaschnelltests. So hat beispielsweise eine deutsche Firma am 26. März mittels Presseaussendung einen Schnelltest für SARS-CoV-2 vorgestellt, der Ergebnisse in 2,5 statt 24 bis 48 Stunden liefern soll. „Für den Laien mag das faszinierend klingen“, weiß auch Dozent Andreas Leiherer, wissenschaftlicher Mitarbeiter des molekularbiologischen Instituts VIVIT. Im gleichen Atemzug benennt er den Pferdefuß dieses Systems: „Es kann parallel nur jeweils ein Test durchgeführt werden.“ Würde also das Gerät 24 Stunden ohne Unterbrechung alle 2,5 Stunden mit einer neuen Probe beladen, man käme man auf kaum zehn getestete Patienten und das bei Materialkosten zwischen 50 und 100 Euro pro Test, den Preis des Lesegeräts von 15.000 Euro gar nicht berücksichtigt. Mit der Genauigkeit hapert es ebenfalls noch, sie beträgt nur 95 Prozent. „Das heißt, von 20 Getesteten erhält einer ein falsches Ergebnis. Das ist weder schnell, noch skalierbar, noch praktisch und auch nicht verlässlich“, dämpft Andreas Leiherer die Euphorie.
Blutstropfen auf Teststreifen
Ein Schwangerschaftstest funktioniert innerhalb weniger Sekunden. Auf einem vergleichbaren Prinzip beruhen auch manche Coronaschnelltests. „Man gibt einen Blutstropfen auf einen Teststreifen, und anhand eines Farbumschlags erkennt man sofort, ob der Test funktioniert hat, und entscheidender, ob Antikörper gegen SARS-CoV-2 im Blut sind“, erklärt der Molekularbiologe. Die Genauigkeit ist bei diesen Schnelltests mit 89 bzw. 91 Prozent für Sensitivität und Spezifität allerdings noch schlechter. Leiherer: „In diesem Fall bekäme jeder zehnte Patient ein falsches Ergebnis. Schnell heißt hier also auch, dass man schnell falsch liegt.“ Was das beispielsweise für die Entscheidung bedeuten könne, auf diese Weise getestetes Klinikpersonal wieder für immunsupprimierte Patienten oder andere Risikogruppen einzusetzen, könne man sich ausmalen.
Keine Unterscheidung
Wirklich schnell sind laut Leiherer die aktuell durchgeführten PCR-basierten Tests. Hier wird virale Erbinformation in Abstrichen aus dem Nasen-Rachen-Raum nachgewiesen. Materialkosten: 10 Euro; Sensitivität/Spezifität: 100 Prozent; Dauer: 2 bis 3 Stunden, „und man kann 96 Proben parallel testen“, ergänzt er. Die Frage, warum die Medizin dann nicht bei diesem Goldstandard bleibt, beantwortet der Experte so: „Das liegt daran, dass man damit nur nachweisen kann, ob zum Zeitpunkt der Probennahme Viren im Hals-Nasen-Rachen-Raum produziert werden. Ob ein Patient eine Infektion durchlaufen hat und immun ist, oder noch gar nicht infiziert wurde, kann der Test nicht unterscheiden.“
Anders der Antikörper-Nachweis: Er zeigt das Vorhandensein von SARS-CoV-2-spezifischen Antikörpern im Blut an. Materialkosten: etwa 10 Euro; Sensitivität/Spezifität: 100 Prozent; Dauer: ca. 3 Stunden. Außerdem könnten im Prinzip mehrere hundert Proben gleichzeitig behandelt werden. Ist das der ideale Schnelltest? Antikörper, also die Immunreaktion des Körpers auf die Infektion, sind teilweise erst Tage nach der Infektion zu sehen. Das Resümee von Dozent Andreas Leiherer: „Kein Schnelltest, aber der logische nächste Schritt in der Diagnostik.“
Du hast einen Tipp für die VN Redaktion? Schicke uns jetzt Hinweise und Bilder an redaktion@vn.at.