So geht es mit Tiertransporten in Zeiten der Coronakrise weiter

Alle Tiertransporte in Drittstaaten könnten vorerst unterbunden werden.
Hohenems Europa ist nicht mehr das, was es vor ein paar Wochen war. Jeder Staat regelt seine Coronakrise lieber allein, die Grenzen sind zu. An den Übergängen bilden sich teilweise kilometerlange Staus. Nicht nur Waren kommen verzögert an, auch Tiere. Sie leiden besonders, wenn sie im Stau stehen. Gleichzeitig sinkt die Nachfrage nach Masttieren, was sich auch auf die Kälbertransporte auswirkt.
Wie sehr, lässt sich noch nicht sagen. Tobias Giesinger vom Verein gegen Tierfabriken (VGT) betont: „Am Anfang war es turbulent. Mittlerweile hat sich die Lage an den Grenzen wieder entspannt.“ Vor allem an der EU-Außengrenze sei die Lage aber weiterhin chaotisch. Zudem lägen die Hauptmastorte für Vorarlberger Kälber in den Krisengebieten in Italien. Landesveterinär Norbert Greber kann zwar noch nicht sagen, wie sich Corona auf die Transportzahl auswirkt, aber: „Die Transporte nach Italien/Spanien werden durchgeführt, aber nicht mehr wöchentlich, sondern im Abstand von zwei Wochen.“
Mögliches Exportverbot
Die EU-Kommission veröffentlichte deshalb eine Klarstellung. Sie fordert die Mitgliedstaaten auf, an den Grenzen spezielle Spuren für Lebendtiertransporte einzurichten. Auf VN-Anfrage im zuständigen Sozialministerium heißt es: „An der Umsetzung wird, auch zusammen mit anderen Mitgliedstaaten, gearbeitet.“ Das Ministerium hält fest: „Die ohnehin schon unbefriedigende Situation der Tiere bei Lebendtiertransporten verschlechtert sich offenbar durch die Herausforderungen der Coronakrise.“ Die Amtstierärzte seien angewiesen worden, auch die Stehzeit bei der Abfertigung mitzurechnen und sicherzustellen, dass die Tierschutzauflagen eingehalten werden.
Sollte man sich nicht daran halten, wird der Spielraum verringert. Ein Erlass sei schon fertiggestellt. Dann könnten auch Zuchttiertransporte in Drittstaaten untersagt werden, sagt die Ministeriumssprecherin. Darunter fallen auch Kalbinnentransporte nach Russland oder Aserbaidschan. Bisher dürfen nur Mast- und Nutztiere nicht in Drittstaaten gebracht werden.
Der Referent von Agrarlandesrat Christian Gantner hat zumindest Vergleichszahlen aus der Zeit vor Corona. Im Jänner 2020 wurden 457 Mastkälber nach Italien, Spanien und Polen exportiert. Das sind 21 Prozent weniger als im Jänner 2019 und 41 Prozent weniger als im Jänner 2018. Im Februar gingen die Zahlen um 23 (zu 2019) und 30 Prozent (zu 2018) zurück.