So teilen sich die Staaten die S-Bahn auf

Vorarlberg / 23.04.2020 • 18:00 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
So teilen sich die Staaten die S-Bahn auf
Vorarlbergs Züge werden ihren Radius erweitern. Bald sollen sie im Halbstundentakt nach Buchs fahren. VN/RAUCH

Österreich zahlt fast die Hälfte der Baukosten für FL.A.CH auf Liechtensteiner Staatsgebiet.

Vaduz Wie so oft war es das liebe Geld, das den Ausbau der grenzüberschreitenden Zugverbindung zwischen Vorarlberg, Liechtenstein und der Schweiz hemmte. Fünf Jahre lang lag das Projekt auf Eis, nun haben sich Liechtenstein und Österreich auf eine Finanzierung geeinigt. Am Donnerstag präsentierte die Regierung im Fürstentum Details zur S-Bahn Liechtenstein, wie FL.A.CH jetzt heißt. Der Finanzierungsschlüssel verschiebt sich.

Das komplette Projekt kostet 197 Millionen Franken, was laut derzeitigem Umrechnungskurs 187 Millionen Euro ausmacht. 116 Millionen Euro davon werden auf Liechtensteiner Staatsgebiet verbaut. Österreich übernimmt 45,5 Prozent, Liechtenstein 54,5 Prozent dieses Anteils. Rund 53 Millionen Euro der Kosten auf Liechtensteiner Gebiet werden also von österreichischer Seite beigesteuert.

Was sind fünf Jahre Verhandlung im Vergleich zur Geschichte der Bahnverbindung? Die Eisenbahnlinie Feldkirch – Buchs ging 1872 in Betrieb. Da war die Rheinbrücke zwischen Schaan und Buchs schon vier Jahre alt. 2007 beschlossen die Regierungen von Österreich, Liechtenstein und der Schweiz, diese Strecke weiterzuentwickeln. Ein Jahr später folgte eine Absichtserklärung zwischen Liechtenstein, Vorarlberg und St. Gallen. Der Name FL.A.CH war geboren.

In sieben Jahren fertig

Es ging flott weiter: 2009 starteten die Behördenverfahren, 2012 schlossen die Staaten eine Finanzierungsvereinbarung ab. Laut damaligem Kurs kostete der Projektteil auf Liechtensteiner Seite 90,5 Millionen Euro, die sich das Fürstentum und Österreich je zur Hälfte aufteilen wollten. 2014 traf die eisenbahnrechtliche Baugenehmigung ein, die Umweltverträglichkeitsprüfung wurde positiv abgeschlossen. Doch 2015 folgte die sogenannte Sistierung – das Projekt wurde also auf Eis gelegt. Nun hat es wieder Fahrt aufgenommen; und wie: Im Juni möchte die Liechtensteiner Regierung die Finanzierung in den Landtag bringen. Anschließend folgt eine Informationskampagne, die in einer Volksabstimmung mündet. Sprechen sich die Liechtensteiner für das Projekt aus, könnte sofort gebaut werden. 2027 soll das Projekt fertig sein.

Mit dem Streckenausbau sollen rund 8000 Pendler zum Umstieg auf die Bahn bewegt werden, was wiederum die Grenze in Tisis entlasten würde. 2017 zählte das Land 12.370 Autos, die werktags die Grenze passierten. 2018 waren es 13.424, 2019 13.347.

Deshalb ist einiges geplant: Der Zug soll im Halbstundentakt verkehren, zudem bleibt der Railjet in Nendeln stehen. Die Strecke wird zweigleisig ausgebaut, in Tosters entsteht eine neue Haltestelle. Außerdem werden die Bahnhöfe Nendeln und Schaanwald umgebaut. 24,3 Millionen Euro der Investsitionssumme sind für den Liechtensteiner Straßenverkehr vorgesehen. Bei der Unterführung der Rheinstraße in Nendeln übernimmt Österreich 6,7 der 22,3 Millionen Franken.

Fix ist ist noch nichts. Das letzte Wort hat die Liechtensteiner Bevölkerung.

Die geplante S-Bahn Liechtenstein soll 2027 fertig sein

Die Absichtserklärung enthält das Bekenntnis zum Bau, den geplanten Fahrplan, den Kostenverteilungsschlüssel und die Zusicherung, dass versucht wird, eine Entscheidung zu diesem Schlüssel im eigenen Staatsgebiet herbeizuführen.

Das Projekt besteht aus zehn Haltestellen: Fünf in Vorarlberg, vier in Liechtenstein und eine in der Schweiz. Die Strecke führt vom Bahnhof Feldkirch über Nendeln bis nach Buchs. Die Haltestelle Tosters wird neu gebaut.

Die Kosten belaufen sich insgesamt auf 197 Millionen Franken, 122 Millionen werden in Liechtenstein verbaut. 55,6 Millionen Franken davon übernimmt Österreich (45,5 Prozent).

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