Wolfurt Fünf Tage lang war der 64-jährige serbische Lastwagenfahrer auf seiner Reise nach Österreich völlig ahnungslos darüber, dass er in seinem verplompten Sattelauflieger fünf blinde Passagiere mit sich führte. Wie er auch hatten die jungen Afghanen das Ziel Deutschland im Visier. Doch am Samstag war am Zollamtsplatz Wolfurt vorläufig Endstation. Dafür sorgte niemand anders als der serbische Fahrer selbst.
Stimmen im Auflieger
Denn als der 64-Jährige während des Aufenthalts am Zollamtsplatz gegen 14.15 Uhr plötzlich Klopfgeräusche und Stimmen aus seinem Sattelauflieger vernahm, machte ihn das stutzig. Er alarmierte die Polizeiinspektion Wolfurt über seine Wahrnehumgen. Die Beamten überprüften daraufhin den Sattelauflieger und stellten fest, dass er ordnungsgemäß verplompt war. Als die Polizisten nun selbst Stimmen und Klopfgeräusche aus dem Inneren wahrnahmen, wurde die Verplombung am Auflieger entfernt. Nach dem Öffnen der Türen kam die Erklärung für die seltsamen Geräusche buchstäblich ans Tageslicht: Im Sattelauflieger befanden sich fünf Männer im Alter von rund 20 Jahren. Sie alle waren trotz der tagelangen Reise wohlauf.
Ohne jedes Dokument
Während einer ersten bruchstückhaften Befragung in englischer Sprache konnte erhoben werden, dass es sich bei den geschleppten Männern laut ihren eigenen Angaben um fünf afghanische Staatsangehörige handelt. Keiner von ihnen führte Reise- oder sonstige Ausweisdokumente mit sich. Laut ihren ersten Aussagen kamen sie mit Hilfe eines pakistanischen Schleppers bereits in Serbien vor der Verplombung des Sattelzugs in der vergangenen Woche in den Auflieger. Die Einvernahmen des Lkw-Fahrers sowie der fünf geschleppten Männer wurden am Samstag vorgenommen.
Asylamt (BFA) am Zug
Die Afghanen haben noch vor Ort einen Asylantrag gestellt. Ihr weiteres Schicksal hängt laut Information der Landespolizeidirektion vom Sonntag von der Vorgangsweise des Bundesamts für Fremdenwesen und Asyl (BFA) ab. Diese Behörde wird die Befragung der Geschleppten fortsetzen und ihre Fluchtgründe untersuchen.
Dass die jungen Afghanen die Reise im Auflieger gut überstanden haben, ist ein glücklicher Umstand. Noch immer in trauriger Erinnerung haftet die humanitäre Katastrophe von Parndorf bei Wien, wo am 26. April 2015 in einem Kühllaster die Leichen von 71 erstickten Personen entdeckt wurden.