Fehlende Millionen und ein Bahnhof ohne Unterflurtrasse

Doch gerade jetzt müsse die öffentliche Hand in Bregenz investieren, betont Bürgermeister Markus Linhart beim Digitalen VN-Stammtisch.
Bregenz Im September stellt sich Bürgermeister Markus Linhart der Wiederwahl in der Landeshauptstadt und kann dabei auf einige anstehende Großprojekte verweisen. Im Digitalen VN-Stammtisch mit dem stellvertretenden VN-Chefredakteur Michael Gasser sprach Linhart über die Lage der Stadt, auch mit Blick auf die durch Corona künftig noch knapper ausfallenden Budgets.
Die Vorzeichen für 2020 waren an sich schon herausfordernd. Was hat sich durch die Coronakrise geändert?
Das Virus hat uns überrascht und vor eine vollkommen neue Situation gestellt. Ich bin der Meinung, dass die Bundesregierung hier gut reagiert hat. Zum einen hoffen wir, dass der Weg der Normalisierung beibehalten werden kann. Zum anderen werden wir die Folgen zu bewältigen haben.
Mit welchen Ausfällen muss die Stadt Bregenz rechnen?
Wir rechnen damit, dass wir 2020 etwa zehn Millionen an Einkommenseinbußen haben werden. Überall dort, wo Kurzarbeit genehmigt wurde, fällt auch aliquot keine Kommunalsteuer an. Das ist ein riesiger Brocken, bei dem wir auch hoffen, dass es einen Ersatz geben wird.
Wo kann jetzt gespart und wo muss jetzt investiert werden?
Hier kann die einzige Richtschnur sein, was die Menschen nun am allermeisten brauchen. In Zeiten wie diesen brauchen sie nichts dringender als ihr persönliches Auskommen. Die öffentliche Hand ist wie nie sonst gefordert zu investieren. Wenn ich in die Zukunft blicke, gibt es Projekte, die sind schlicht unaufschiebbar, wie etwa der Hochwasserschutz an der Bregenzerach oder des täglichen Lebens wie bei der ARA.
Beim Hallenbad wurde nun ein Siegerprojekt gekürt. Welche Auswirkung hat Corona auf den Zeitplan?
Ich gehe davon aus, keinen, da das Hallenbad für mich zu den unverzichtbaren Projekten zählt. Ich hoffe, dass wir den Zeitplan halten können.
Zu den alternativlosen Bauvorhaben zählt der Bahnhof Bregenz. Was muss als Nächstes passieren?
Mobilität ist eines der ganz großen Stichwörter unserer Zeit. Die Situation rund um den Bahnhof ist gelinde gesagt eine Katastrophe. Damit der neue Bahnhof gebaut werden kann, muss zuerst ein provisorischer errichtet werden. Dieser wird im Bereich der Seestadt geplant, dafür soll die Hypo-Unterführung adaptiert werden.
Eine Leserfrage weist auf fehlende Kapazitäten für einen Gleisausbau beim neuen Bahnhofsprojekt hin.
Richtig ist, dass es hoch an der Zeit wäre, die Verbindung Zürich-München aufzuwerten. Es gibt aber keine Anzeichen eines zweigleisigen Ausbaus in Deutschland. Da muss noch ganz viel passieren, bevor die ÖBB bereit sind, in diese Richtung etwas zu tun. Das Bahnhofsprojekt wäre aber der möglichen Trassenführung nicht im Weg.
Ritsch will die Straße unter den Boden verlegen, keine spannende Alternative?
Unterflurtrassen sind eine verlockende Vorstellung und wurden immer diskutiert. Alle Projekte mussten jedoch verworfen werden, weil sie einfach nicht funktioniert haben.
Was bedeutet die Absage der Festspiele für die Stadt, muss sie die Betroffenen unterstützen?
Die Absage tut weh, war aber alternativlos. Mit dem Spiel auf dem See fehlt der Finanzier für den Rest der Festspiele. Ich freue mich sehr, dass die Festspiele dennoch ein Programm starten werden. Bregenz wird trotz Absage der Festspiele die Kulturstadt sein. Wir haben das Glück, dass die Festspiele in der Lage sind, die Ausfälle zu stemmen. Uns werden dennoch Hunderttausende Besucher fehlen, das wird man in der ganzen Umgebung spüren.
Ein Leser regt an, die Stadtbücherei im Seequartier anzusiedeln. Eine Idee?
Die Idee hat was. Was wir vorhaben, ist, die beiden Stadtbüchereien in der ehemaligen Volksschule Rieden zusammenzuführen. Mit Blick auf die Bevölkerungsdichte ist dies ein idealer Standort. Damit können wir auch einen wichtigen Impuls für das Quartier Mariahilf und Vorkloster setzen.