So lief der Krankenhausalltag mit Besuchsverbot

Vorarlberg / 16.06.2020 • 06:00 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
So lief der Krankenhausalltag mit Besuchsverbot
Im Landeskrankenhaus Hohenems drehte sich lange alles um Coronapatienten. KHBG

Primar Thomas Winder spricht von “einer für alle herausfordernden Zeit”.

Feldkirch, Hohenems Drei Monate blieben die Eingänge der Krankenhäuser für Besucher, von wenigen Ausnahmen abgesehen, fest verschlossen. Zu groß erschien das Risiko, den Betrieb durch Einschleppung des Coronavirus lahmzulegen. „Es war für alle eine herausfordernde Zeit“, fasst Primar Thomas Winder (41), Leiter der Internen II im LKH Feldkirch, die vergangenen Wochen zusammen. Besonders gespürt haben sie Krebspatienten. Zur Sorge um die eigene Erkrankung kam oft noch die Angst vor einer Coronainfektion. „Wir haben versucht, so gut es ging, für die Patienten da zu sein und moralische Unterstützung zu geben, aber Familienangehörige lassen sich nicht ersetzen“, sagt Winder. Insgesamt sei die Situation jedoch gut gemeistert worden, zollt der Onkologe Patienten und Mitarbeitenden großes Lob. Die Erleichterung darüber, dass die Türen der Spitäler einen Spaltbreit aufgegangen sind, ist dennoch groß.

Penibel genaue Kontrollen

Seit gestern, Montag, haben Besucher, wie berichtet, wieder Zutritt zu den Krankenzimmern, wenn auch nur in beschränktem Umfang und mit Auflagen. Im Eingangsbereich ist ein Screening-Fragebogen auszufüllen, Spitalsbedienstete kontrollieren bzw. halten penibel genau fest, welcher Patient bereits Besuch hatte, und auf den Stationen achtet das Pflegepersonal auf die Einhaltung der Richtlinien. Corona lässt immer noch grüßen. Bereits im Vorfeld der sich anbahnenden Krise wurden Erkrankte, bei denen es vertretbar war, nach Hause entlassen. „Den Kontakt zu ihnen haben wir per Telefon gehalten“, erzählt Thomas Winder. Für die im Spital verbliebenen Patienten wurde ebenfalls mittels Technik ein Draht zur Außenwelt gelegt. Ein solcher war für die Betroffenen nicht nur persönlich wichtig, sondern auch, weil es Behandlungsschritte zu besprechen gab. „In diesen Fällen schalteten wir die Angehörigen via Skype zu“, erklärt Winder. Inzwischen können solche Gespräche wieder von Angesicht zu Angesicht geführt werden. Das macht die ohnehin schwierige Aufgabe wenigstens ein bisschen einfacher.

Im LKH Feldkirch mussten in der Hochphase der Coronapandemie auch Patienten aus Bludenz und Hohenems mitbetreut werden, nachdem beide Spitäler für Coronapatienten freigeräumt worden waren. „Das erzeugte zusätzlichen Druck auf das Personal“, berichtet Thomas Winder, aber: „Alle haben ihre Arbeit hervorragend gemacht.“ Die Nachricht von der Lockerung des Besuchsverbots wurde ebenfalls von allen erfreut zur Kenntnis genommen. Winder selbst konnte dem Lockdown trotz vieler Erschwernisse auch Positives abgewinnen. So sei der Zusammenhalt im Team enger geworden.

Psychologische Unterstützung

Martina Baumgartl, die als Gesundheits- und Krankenpflegeschwester auf der Internen im LKH Hohenems arbeitet, erzählt von großem Verständnis, das Patienten und Angehörige der Maßnahme entgegengebracht hätten. Anfangs habe es zwar viele Fragen gegeben, doch letztlich sei die Einsicht da gewesen. „Jeder wollte sich und den andern schützen.“ In Hohenems war die Betreuung noch intensiver, weil die Patienten allein in ihren Zimmern lagen und sich Begegnungen vorwiegend auf vermummte Personen beschränkten. Um Verbindung zu den Angehörigen zu ermöglichen, stellte das Krankenhaus die Telefone gratis zur Verfügung und bot psychologische Unterstützung an, denn auch Langeweile gab es bei den Patienten. „Dann haben wir Karten oder Mensch-ärgere-dich-nicht gespielt“, sagt Baumgartl. Es sei schon ein anderes Arbeiten gewesen. Jetzt fallen zumindest Dienste wie der Austausch von Patientenutensilien weg. Kleidung und Hygieneartikel können wieder Angehörige bringen. Noch wichtiger erscheint Martina Baumgartl, dass die Patienten jemanden zum Reden haben, Abwechslung, eben ein „Gefühl von Normalität“.

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