VN-Wanderserie Teil 5: Hoch hinaus über das Gottesackerplateau

Im fünften Teil geht es mit Wanderführer Lukas Rinnhofer ins Kleinwalsertal.
Mittelberg Heute führt uns die VN-Wanderserie in ein ganz spezielles Gebiet. Die meisten VorarlbergerInnen kennen zwar den Hohen Ifen vom Namen her, aber viele waren wahrscheinlich noch nie am Gottesacker unterwegs. Spektakuläre Felsen und das eindrucksvolle Karstplateau machen den Ifen zu einer geologischen Besonderheit und zu einem der faszinierendsten Naturräume der Alpen. Der sogenannte Schrattenkalk, der vor ca. 120 Mio. Jahren im Tethysmeer abgelagert wurde und größtenteils aus Fossilbruchstücken besteht, bildet die geologische Grundlage für dieses (Karst-)Gebiet mit seinen vielen Spalten, Klüften und Dolinen.
Unglaubliche Vielfalt
Es ist nicht nur die karge Landschaft, die den Gottesacker ausmacht, sondern auch die Vielfalt, die sich hier finden lässt. Zahlreiche verschiedene Lebensräume, von sonnenbeschienenen Felsen, auf denen seltene Alpenblumen wachsen, oder schattige, jedoch warme Latschenfelder, in denen sich Birkhühner wohlfühlen, bis hin zu weit in den Sommer hinein mit Schnee bedeckten Mulden, bieten für eine Vielzahl an besonderen Tier- und Pflanzenarten ein Zuhause. Das Gebiet rund um den Hohen Ifen und das Gottesackerplateau ist das zweitgrößte Europaschutzgebiet (Natura 2000) Vorarlbergs. Somit ist gesichert, dass diese , faszinierende Landschaft und die Naturbesonderheiten erhalten bleiben.

Wir starten unsere Tour gemütlich mit einer kurzen Seilbahnfahrt zur Ifenhütte und ersparen uns somit ca. 400 Höhenmeter im Aufstieg. Es geht über einen markierten Wanderweg in Richtung Hahnenköpfle hinauf bis zur Bergstation der Ifenbahn (Bergstation nur im Winterbetrieb!). Ab hier beginnt unser Pfad durch das Gottesackerplateau. Wir durchqueren dieses steinerne Meer und staunen immer wieder, wie die Alpenflora in diesem kargen Gebiet so vielfältig sein kann. Strahlend blaue Enziane, weiß blühende Silberwurz oder rosa leuchtende Alpenrosen, die direkt aus dem Fels zu wachsen scheinen.

Aber nicht nur die Pflanzenwelt beeindruckt hier am Gottesacker. Mit Glück kann man auch einen kleinen, schwarzen Drachen am Wegesrand entdecken – der Alpensalamander. Der Alpensalamander gehört zur Gruppe der Amphibien. Im Gegensatz zu Fröschen oder Molchen hat er seine Lebensweise jedoch unabhängig von stehenden Gewässern entwickelt. Dies ist besonders in solchen Karstgebieten wie hier, in denen das Wasser rasch versickert, von Vorteil. Die Weibchen legen daher keinen Laich, sondern die komplette Entwicklung der Jungen passiert im Mutterleib. Nach unglaublichen zwei bis drei Jahren Tragzeit kommen zwei fertig entwickelte Jungtiere auf die Welt. Es ist immer wieder faszinierend, wie die Natur für alle die unterschiedlichen Gegebenheiten Anpassungen entwickelt.
Der Weg ist markiert, dennoch bleiben wir aufmerksam, denn das Gelände ist uneben und felsig. Gute Trittsicherheit ist hier vorausgesetzt.
Einmal in die Steinzeit
An der verfallenen Gottesacker-Alpe zweigt der Weg nach Süden in Richtung Schneiderkürenalpe ab und wir beginnen unseren Abstieg. Nach etwa 40 Minuten erreichen wir ein weiteres Highlight dieser Tour, einen spannenden Felsüberhang mit einer Lagerstätte aus der Steinzeit. Schon vor 9000 Jahren waren im Gebiet rund um den Gottesacker Menschen unterwegs. Jäger und Hirten lagerten hier und an der Fundstätte wurden insgesamt über 7000 Fundstücke freigelegt. Diese gelten als einige der ältesten menschlichen Spuren in Vorarlberg. Faszinierend, wenn man erkennt, dass wir bei unserer Wanderung auf Jahrtausende alten Wegen unterwegs sind.
Wir steigen weiter ins Tal hinab, wandern zurück zur Talstation und eine spannende Tour neigt sich dem Ende zu. Egal, ob auf einer langen oder kürzeren Wanderung, das Gottesackerplateau und das Natura-2000-Gebiet sollten alle Vorarlberger Wanderbegeisterten einmal selbst gesehen haben!
Tourdaten: Gottesackerplateau am Hohen Ifen
Hinweis: Diese Wanderung bitte nicht unterschätzen! Der Weg durchs Gottesackerplateau sollte nur von erfahrenen BergwandererInnen begangen werden. Nur bei stabilem, schönem Wetter und mit guten Wanderschuhen starten. Einkehrmöglichkeiten am Ende der Tour im Berggasthaus Auenhütte.
Alternative: Wer das Gottesackerplateau etwas gemütlicher erkunden möchte, der kann den Weg über den Gipfel des Hahnenköpfle und auf dem Rundweg über den ersten Teil des Plateaus wählen und dann wieder über den Aufstiegsweg zur Ifenhütte absteigen. (6,5 km, 600 Höhenmeter, Gehzeit ca. 4 bis 4,5 Std.) Eine geführte Tour am Gottesackerplateau buchen unter: www.kleinwalsertal.com
Tourdaten (ab Ifenhütte): Distanz: ca. 10,5 Km. Höhenmeter: 550 m im Aufstieg und 850 m im Abstieg. Gehzeit: ca. 5,5 Std.
Anreise: Walserbus Linie 5 ab Riezlern Post zur Ifenbahn.
Öffnungszeiten Ifenbahn 15. Juni – 11. Oktober 2020: 8.30 bis 16.45 Uhr