Sein Herz schlug für Afrika

Im 73. Lebensjahr verstarb der langjährige Entwicklungshelfer Josef Walter Spettel.
RANKWEIL Am 4. Juli 2020 verstarb nach kurzer, schwerer Krankheit Josef Walter Spettel im 73. Lebensjahr. Er hat sich als langjähriger Mitarbeiter beim Österreichischen Entwicklungsdienst, international tätiger UNO-Experte, freiwilliger Helfer für Entwicklungsprojekte in Afrika und zuletzt Geschäftsführer der Bildungswerkstätte in Feldkirch große Verdienste um die Entwicklungszusammenarbeit Österreichs mit Afrika erworben.
Josef Walter Spettel wurde am 9. Juni 1948 in Rankweil geboren. Schon im Alter von elf Jahren verlor er seinen Vater. In seiner Jugend hatte er es nicht immer einfach. Neben der Schule musste er seiner Mutter im Garten und auf dem Feld helfen, um so zum Lebensunterhalt der Familie beizutragen. Er engagierte sich aktiv in der Katholischen Arbeiterjugend (KAJ) und leitete später auch selbst eine KAJ-Gruppe.
Nach der Pflichtschule erlernte er den Beruf eines Landmaschinenbauers in Rankweil. Damals befasste er sich immer mehr mit dem Gedanken, in der Entwicklungshilfe tätig zu werden, und so bewarb er sich im Herbst 1969 beim Österreichischen Entwicklungsdienst (ÖED).
Im Jahre 1970 reiste Josef Walter Spettel zu seinem ersten Einsatz. Dieser führte ihn in die Diözese Bokungu-Ikela zu den Herz-Jesu-Missionaren Salzburg im Kongo. In der Mission leitete er drei Jahre eine Handwerkerschule für Schlosser und Mechaniker.
Durch den ÖED ergab sich bald danach ein Einsatz bei einem staatlichen Projekt in Burkina Faso. Dort leitete er zwei Jahre lang eine von der UNO finanzierte Produktionswerkstätte für den Bau von landwirtschaftlichen Geräten. Anschließend folgte ein Projekt im Senegal. Dort war es das Ziel, Dorfschmiede auszubilden, die Ersatzteile für Pflüge und andere landwirtschaftliche Geräte selbst vor Ort herstellen konnten und deren Instandhaltung sicherstellten.
1979 erhielt Walter von der Internationalen Arbeitsorganisation (OIT) der UNO den Auftrag, als internationaler UNO-Experte in der Republik Niger einen Produktionsbetrieb für landwirtschaftliche Geräte für Esel- und Ochsengespanne zu planen, aufzubauen und zu leiten. Dazu gehörte auch die Rekrutierung und Ausbildung von Führungs- und Produktionspersonal, die Anleitung zum Bau von Pflügen, Ochsen- und Eselkarren, die Maschendrahtherstellung für den Schutz von Aufforstungen, die Herstellung von Drahtkörben für Uferschutz, die Beschaffung von Material für Brunnenbau sowie für Handwasserpumpen für Trinkwasser und der Gartenbau.
Während eines Heimaturlaubs 1983 heiratete Walter Spettel und 1985 wurde in Feldkirch seine Tochter Natalie geboren. 1989 wurde ebenfalls in Feldkirch sein Sohn Christian geboren.
Nach seinem Einsatz in Niger übersiedelte Walter Spettel in das Nachbarland Benin, wo er von einer anderen UNO-Organisation, der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO), den Auftrag zur Ausbildung von 60 Dorfschmieden erhalten hatte.
Nach Projektende 1992 beendete Josef Walter Spettel seine Tätigkeit bei der UNO und kehrte mit seiner kleinen Familie nach Rankweil in sein Haus in der Vorderlandstraße zurück.
Walter Spettel hatte während seiner Tätigkeit in Afrika viele Dorfschmiede und Handwerker ausgebildet und Freundschaften geschlossen. Mit einigen von ihnen hatte er noch bis zuletzt engen Kontakt.
In den Jahren nach seiner Rückkehr engagierte er sich auch noch von zu Hause aus für seine ehemaligen Projekte. Er sammelte Maschinen, Werkzeuge und sonstige Hilfsmittel und konnte alles dank der Unterstützung verschiedener Organisationen und Firmen und vor allem vieler freiwilliger Helfer nach Afrika bringen. So lange es sein Gesundheitszustand erlaubte, reiste er selbst jährlich ein bis zwei Mal zu „seinen“ Leuten, um die Warenspenden zu übergeben.
Bis zu seiner Pensionierung arbeitete er als Geschäftsführer in der Bildungswerkstätte in Feldkirch. Josef Walter Spettel war 20 Jahre lang auch Mitglied im Rank’ler Missionskreis, zwölf Jahre davon als Obmann. Fünf Wochen vor seinem Tod stürzte er und musste mehrmals operiert werden. Von diesen Strapazen hat er sich nicht mehr erholt.