Junge haben größere Probleme durch Corona

Coronakrise: 20- bis 24-Jährige weisen auch in Vorarlberg die höchste Arbeitslosenquote auf.
SCHWARZACH Österreichweit, aber auch in Vorarlberg sind 20- bis 24-Jährige die Altersgruppe, die die Coronakrise auf dem Arbeitsmarkt am härtesten trifft und die die höchste Arbeitslosenquote aufweist. Ein Teil der Betroffenen nimmt die Herausforderung an und könnte sie auch bewältigen. Für das „untere Drittel“ sieht der Jugendforscher Bernhard Heinzlmaier dagegen schwarz, dieser Gruppe müsse geholfen werden.
Die Rede von einer „verlorenen Generation“ kommt nicht irgendwoher: Wer in Krisenzeiten eine Karriere starten möchte, hat‘s besonders schwer. Unternehmen können im besten Fall nur ihre bisherigen Mitarbeiter halten; auch staatliche Hilfsmaßnahmen wie die Kurzarbeit sind zunächst einmal nur darauf ausgerichtet. Allenfalls freiwerdende Jobs sind unter Umständen schlechter bezahlt. Schon im Zuge der Wirtschafts- und Finanzkrise Ende der 2000er-Jahre entwickelten sich die Einkommen der unter 40-Jährigen schlechter als die aller Erwachsenen, wie die Österreichische Akademie der Wissenschaften in einer Untersuchung gerade festgestellt hat.
Arbeitslosigkeit unter Jüngeren
Und überhaupt: Ist in gewöhnlichen Zeiten die Altersarbeitslosigkeit am höchsten, ist es in Krisenzeiten eher die Arbeitslosigkeit unter Jüngeren. In Vorarlberg belief sie sich bei den 20- bis 24-Jährigen im April auf 13,7 Prozent. Zuletzt, im Mai, handelte es sich noch immer um 10,2 Prozent. Damit ist sie zwar gesunken, aber hoch geblieben – bei 50- bis 54-Jährigen betrug sie 6,8 und bei 60- bis 64-Jährigen neun Prozent. Insgesamt lag die Arbeitslosenquote bei acht Prozent.
Was bedeutet das für die Jugend? „Wer über die Jugend spricht, begeht den Tatbestand der Manipulation“, zitiert Experte Heinzlmaier einen Soziologen. Soll heißen: Man muss differenzieren. Immer mehr Frauen und Männer studieren bis Mitte 20. Viele gehören dem an, was Heinzlmaier als das „oberste Drittel der Gesellschaft“ bezeichnet: „Sie sind überhaupt nicht betroffen, für sie geht das Leben weiter wie bisher.“ Sollten sie keinen Ferialjob bekommen haben, würden Verluste oftmals von den Eltern ersetzt werden.

Schlimmer trifft es laut Heinzlmaier das untere Drittel: „Sie tragen die Kosten der Krise.“ Verfügen die Eltern über einen schlechteren Bildungsabschluss, verdienen sie grundsätzlich weniger und sind die Ersten, die auf der Straße stehen. Und weil Bildung in einem hohen Maß vererbt wird, geht’s auch ihren Kindern so.
„Ich will es schaffen“
Entsprechend unterschiedlich ist der Umgang mit der Krise: Heinzlmaiers Institut für Jugendforschung hat junge Frauen interviewt und erfahren, dass viele die Herausforderungen annehmen: „Jetzt erst recht: Ich will es schaffen“, lautete eine Botschaft. „Wir werden umdenken und uns auf weniger einstellen müssen“, eine andere. Wer das kann, ist dem Forscher zufolge schon einmal in einer privilegierten Position. Angehörige des unteren Drittels würden nicht dazugehören. Ihre Chancen seien miserabel, ihnen müsse daher geholfen werden – durch Qualifizierungsmaßnahmen etwa oder durch Beschäftigungsprogramme.
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