Corona drückte Krankenstände

April und Mai brachten drastische Rückgänge. Genauere Ursachen werden erhoben.
Dornbirn In der Hochphase der Coronapandemie sind die bei der ÖGK-Landesstelle gemeldeten Krankenstände massiv zurückgegangen. Im April waren es im Vergleich zum Vorjahr fast um das Dreifache weniger, im Mai fast um das Zweifache. Während die Zahlen eine recht deutliche Sprache sprechen, fällt die Interpretation dazu noch eher vage aus. Weniger Arztbesuche, verschobene Operationen und ein geringeres Risiko, im Homeoffice zu erkranken, werden zwar als Begründungen für den signifikanten Knick in der Statistik vermutet, aber: „Eine handfeste Analyse zu den Zahlen gibt es derzeit nicht“, räumt ÖGK-Landesstellenleiter Manfred Brunner ein. Auf anderer Ebene wird aber schon daran gearbeitet. Sowohl Arbeiterkammer als auch Gewerkschaft sind daran, aussagekräftige Daten zu erheben. Schlüssige Antworten werden bis September erwartet.
Keine Überraschung
Im Jänner 2020 sah alles noch nach einem ganz normalen Verlauf bei den Krankenstandszahlen aus. Bis März wichen sie zum Teil nur wenig und immer überschaubar von jenen des Vorjahres ab. Auch im März, als sich das Coronavirus schon deutlich bemerkbar machte, blieben die Meldungen im Rahmen des Üblichen. Dann kam der Lockdown. Unternehmen, Geschäfte, Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen machten dicht, viele Beschäftigte wurden in Kurzarbeit geschickt oder arbeitslos. Auch die Krankenhäuser fuhren ihren Betrieb aus Sicherheitsgründen auf die notwendigsten Versorgungsleistungen herunter. Es herrschte weitgehend Stillstand im Land. Vor diesem Hintergrund kämen die rückläufigen Krankenstandszahlen wohl nicht überraschend, zeigt sich etwa Gesundheitsexperte Armin Fidler auch ohne Kenntnis der genauen Daten nicht erstaunt. „Ich würde mich auch eher nicht krankmelden, wenn ich eh daheim bin“, sagte er im VN-Gespräch. Aus seiner Sicht sind die Zahlen jedenfalls kaum als auffällig zu beurteilen.
GPA-Landesleiter Bernhard Heinzle weiß sehr genau um die aktuellen Krankenstandszahlen. „Weniger Arbeit, geringere psychische Belastungen, weniger Krankenstand?“, fragt er sich, will es bei Spekulationen aber nicht belassen. Es sei wichtig, die Auswirkungen des Lockdowns auf die verschiedenen Lebensbereiche zu erheben und dem Einbruch bei den Krankenständen ein bisschen genauer auf den Grund zu gehen. Durch die Ausgangsbeschränkungen aufgetretene soziale Isolation ist für ihn beispielsweise ein großes Thema.
Gesundheit und Telearbeit
Die Arbeiterkammern haben es laut Heinzle österreichweit übernommen, die Folgen für die Gesundheit zu eruieren, die Gewerkschaft will die Konsequenzen der Telearbeit beleuchten. Derzeit laufen Umfragen dazu in den Unternehmen. Seit Juni geht es mit den Krankenstandsmeldungen jedenfalls wieder merklich aufwärts. Bis September hofft Bernhard Heinzle auf erste aussagekräftige Daten.
Die Krankenhäuser wiederum verzeichneten, wie mehrfach berichtet, markant weniger Herz- und Schlaganfallpatienten. Die Angst vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus wird als eine mögliche Ursache angegeben. Auch an der Klärung dieses Phänomens wird gearbeitet. VN-MM