Oberster Schafzüchter will keinen Wolf im Land

Vorarlberg / 11.08.2020 • 17:00 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Oberster Schafzüchter will keinen Wolf im Land
Wölfe töten und fressen gerne Schafe und Ziegen. Die Nutztiere haben gegen das Raubtier keine Chance. M. MOOSBRUGGER  

Für Alois Rinderer steht fest: Wer Herdenschutzmaßnahmen fordert, hat keine Ahnung von der Schafhaltepraxis.

Schwarzach Überrascht von den Wolfsrissen in Vorarlberg ist Alois Rinderer (66), Obmann des Vorarlberger Schaftzuchtverbandes, nicht. “Wir wussten alle, dass das Raubtier irgendwann auch bei uns in Erscheinung treten wird. Was mich aber doch sehr nachdenklich stimmt, ist das Ausmaß des Schadens, das er anrichtete. Und vor allem, dass er sich zwei Mal in einen umzäunten Bereich hineinwagte.” Rinderer wäre weniger überrascht gewesen, hätte der Wolf auf einer Alpe zugeschlagen. In einem offenen, leicht zugänglichen Gelände, wo er leichte Beute machen kann.

“Vorarlberg is too small”

Über die Rückkehr des Raubtiers hat der Schafzüchter eine klare Meinung. “Wir sind gegen den Wolf in unserer Kulturlandschaft. Er sollte wieder verschwinden.” Der Lebensraum in Vorarlberg, so ist der Schafzüchter überzeugt, sei viel zu klein für eine gemeinsame Präsenz von Nutztieren, Touristen und Wölfen. “Es kann einfach nicht sein, dass wir Nutztiere haben, die von diesen Raubtieren getötet werden. Ein Wolf soll sich in großräumigeren Gebieten aufhalten als dem unsrigen.”

Problem mit Herdenhunden

Die von Tierschützern und Wolfsbefürwortern geforderten Herdenschutzmaßnahmen hält Rinderer für nicht umsetzbar. “Nehmen wir doch nur einmal die Herdenhunde. Die brauchst du als Schafszüchter nur höchstens vier Monate im Jahr. Was mache ich mit den Hunden die restliche Zeit?” Rinderer sieht ein zusätzliches Problem: “Wenn sich Schafzüchter mit nur 30, 40 Tieren einen Hund halten würden, wäre der nur für den Schutz dieser Schafe zuständig. Aber Schafe verschiedener Besitzer werden im Sommer auf der Alpe zusammengebracht. Und ein Herdenhund würde dann nur seine Schafe beschützen.”

Auch das Einzäunen von großen Flächen hält der Schafzuchtverbandsobmann für nicht realisierbar. “Wie soll das gehen in einem weitläufigen Gebiet, wie zum Beispiel der Alpe Garnera, wo 800 Schafe weiden?”, fragt sich der Landwirt. Und setzt nach: “Jene, die mit solchen Ideen kommen, haben von der Wirklichkeit keine Ahnung.”

“Jene, die Herdenschutzmaßnahmen fordern, haben von der Realität keine Ahnung.”

Alois Rinderer, Obmann Vorarlberger Schafzuchtverband

Wolf im Blutrausch

Rinderer befürchtet, dass einige Schafbesitzer ihre Tiere bald nicht mehr auf die Alpe schicken werden, wenn sie permanent Angst vor dem Wolf haben müssen.

“Das Problem beim Wolf ist ja nicht so sehr, dass er mal ein Nutztier tötet und es auffrisst. Das Problem ist: Er gerät in einen Blutrausch und tötet viele. Und wenn er Schafe nur schwerst verletzt und diese nicht gleich verenden, dann bedeutet das unendliches Tierleid. Vielleicht sollten sich Tierschützer und Wolfsbefürworter auch diese Tatsachen einmal vor Augen führen.”