Jugendarbeitslosigkeit stark gestiegen

Über acht Prozent der Jugendlichen ohne Job.
Schwarzach Eine Krise kommt selten allein. Das Coronavirus löste nicht nur eine weltweite Pandemie und damit eine Gesundheitskrise aus, sondern auch: eine soziale Krise, eine Bildungskrise, eine Wirtschaftskrise, eine Arbeitsmarktkrise. Langsam wird sichtbar, was diese Krisen für Jugendliche bedeuten: Vielen blühen Probleme in der Schule. Und die Jugendarbeitslosigkeit ist stark gestiegen. Die aktuellen Zahlen stammen von Ende Juni. Demnach sind unter den Jugendlichen bis 25 Jahre in Vorarlberg 8,4 Prozent arbeitslos, wie das AMS auf VN-Anfrage berichtet. Vor einem Jahr waren es 4,8 Prozent. Kinder- und Jugendanwalt Michael Rauch appelliert an Unternehmen, Ausbildungsplätze zu schaffen. Die Neos fordern, die Sozialversicherungsbeiträge zu halbieren.
Weniger Risiko mit Lehrabschluss
Rund 2000 Jugendliche haben derzeit keinen Arbeitsplatz, das sind 565 mehr als im Vorjahr zu dieser Zeit, was eine Steigerung von 42 Prozent bedeutet. Dieser Wert ist in anderen Altersgruppen höher: Bei den 25- bis 50-Jährigen stieg die Arbeitslosigkeit um 57 Prozent, bei den über 50-Jährigen um 43 Prozent. Aber insgesamt ist die Arbeitslosenquote bei Jugendlichen mit 8,4 Prozent etwas höher als im Gesamtdurchschnitt mit acht Prozent. Unter den jungen Menschen rangieren jene, die maximal die Pflichtschule abgeschlossen haben, ganz oben. In dieser Gruppe stieg die Arbeitslosigkeit um 53,5 Prozent, unter den Jugendlichen mit Lehrabschluss um 21,3 Prozent. AMS-Chef Bernhard Bereuter betont deshalb: “Im Mittelpunkt steht, den Jugendlichen eine Ausbildung zu ermöglichen. Der Lehrabschluss ist das Ziel.”
Kinder- und Jugendanwalt Michael Rauch blickt mit Sorge in die Zukunft. “Die wirtschaftliche Entwicklung ist nicht absehbar. Wir wissen nicht, ob die ganzen Programme wirken.” Er lobt zwar die gestarteten Initiativen von AMS und Politik, warnt aber davor, den Sparstift anzusetzen. “Außerdem brauchen wir die Bereitschaft der Unternehmen, Ausbildungsplätze zur Verfügung zu stellen.”
Beiträge halbieren
Die Neos haben anlässlich des Tags der Jugend Vorschläge zur Krisenbewältigung präsentiert. Landtagsabgeordneter Johannes Gasser ist überzeugt: “Zu Beginn wurde auf die Solidarität der Jungen gegenüber den Alten gesetzt. Jetzt wäre es umgekehrt notwendig.” Er fordert, dass die Sozialversicherungsbeiträge für neue Mitarbeiter bis Jahresende zur Hälfte vom Staat übernommen werden. Das schaffe Anreize zur Neuanstellung. Während JVP-Chef Raphael Wichtl in einer Aussendung die vielen Chancen für Jugendliche in Vorarlberg lobt, hofft Junos-Vorsitzende Fabienne Lackner, dass in Schulen mehr investiert wird, damit das Coronadefizit aufgeholt werden kann.
Kinder- und Jugendanwalt Rauch appelliert an die Politik: “Es muss alles getan werden, damit es höchstens nur punktuell zu Schulschließungen kommt und Kinderbetreuungseinrichtungen nicht zuerst, sondern als Letztes geschlossen werden.” Die Lernerfahrung der Jugendlichen müsse sichergestellt sein. “Der Lernfortschritt ist bei vielen Schülern nicht dort, wo er sein sollte”, bestätigt er. Nachsatz: “Aber wenn es zu keiner zweiten flächendeckenden Schulschließung kommt, ist es aufholbar.”
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