„Schaffa, lerna, Hüsle baua“

Zweite Coronawelle hindert Pater Sporschill nicht, Sozialprojekt voranzutreiben.
WIEN, HOSMAN Im März hatte eine erste Coronawelle den Jesuitenpater und Russ-Preis-Träger Georg Sporschill und seine langjährige Mitstreiterin Ruth Zenkert dazu gezwungen, Rumänien zu verlassen und bei ihrem Sozialprojekt „Elijah“ im siebenbürgischen Hosman alles stehen und liegen zu lassen.
Ende Juni kehrten sie zurück und befinden sich nun in einem Land, das von einer zweiten, noch größeren Infektionswelle erfasst worden ist. Mehr als 1000 neue Fälle werden pro Tag bestätigt. Von Österreich gibt’s dafür eine Reisewarnung. Allein: In ihrem Dorf ist noch keine Infektion nachgewiesen worden. Und „Elijah“ wächst weiter.
Viel Arbeit
Im Frühjahr haben Sporschill und Zenkert ihr Sozialprojekt von Wien aus geleitet. Ihnen selbst ist das nicht leichtgefallen, die Mitarbeiter in Hosman hätten die Freiheit aber dazu genützt, unabhängiger und selbstständiger zu werden, wie Sporschill resümiert. Zu tun habe es mehr denn je gegeben. Corona- bedingt hatten viele Taglöhner nichts zu tun und damit auch kein Einkommen; also mussten sie mit ihren Großfamilien betreut werden.
In dieser Zeit ist auch eine neue Initiative entstanden: Unter dem Titel „Casa de piatra“ (Steinhaus) werden jetzt 13 winterfeste Unterkünfte gebaut, aber nicht bedingungslos vergeben: Zum Zug kommen ausschließlich Familien, bei denen sich der Vater verpflichtet zu arbeiten und die Kinder zur Schule gehen. Trotz Schulpflicht ist das keine Selbstverständlichkeit. Georg Sporschill zufolge ist es aber eine Voraussetzung für einen Ausweg aus der generationenübergreifenden Armutsfalle. „Schaffa, lerna, Hüsle baua“, laute das Motto bei „Casa de piatra“, so der 74-jährige Jesuitenpater. Das „Spära“ erübrigt sich ausnahmsweise: Die Häuser werden mithilfe von Unterstützern aus Vorarlberg und anderen Ländern finanziert. „Sie sind uns treu geblieben, sie tragen uns.“

Sozialzentren wieder geöffnet
Der größte Unterschied zu Vor-Corona-Zeiten sei, so Sporschill, dass sie seit geraumer Zeit nicht mehr zu Besuch kommen könnten. Die Sozialzentren, die „Elijah“ führt, sind nach einer Sperre in der ersten Coronawelle genauso wieder geöffnet wie die Werkstätten und die Landwirtschaftsbetriebe. Einzig in der Musikschule ist es still geblieben. Gespielt wird im Freien. Die größte Genugtuung für Sporschill und Zenkert ist, dass es ihnen gelungen ist, genügend einheimische Mitarbeiter anzuwerben, die Teilbereiche des Sozialprojekts übernommen haben.
Selbstverständlich sei es nicht gewesen, fündig zu werden. Neben fachlichen Qualifikationen als Bäcker, Tischler oder Gärtner sei schließlich auch soziale Kompetenz nötig: „Für den Umgang mit den Menschen ist eine Eselsgeduld nötig“, weiß Pater Sporschill.