Schulstart, Messe, Wahl: Ein Risiko bleibt immer

Trotz Ampel lässt sich das Risiko nicht auf null minimieren.
Schwarzach Österreichs Ampeln sind seit Kurzem vierfarbig. Zumindest die Corona-Ampel: Grün, Gelb, Orange und Rot. Das Farbleitsystem soll die Pandemiebekämpfung erleichtern. Kommenden Montag startet die Generalprobe, am 3. September soll die Ampel den Dienst aufnehmen. Auch in den Schulen und Kindergärten kommen die vier Farben zum Einsatz. Bildungsminister Heinz Faßmann präsentierte Anfang Woche die Eckpunkte. Viele Fragen sind aber noch offen, weshalb die Landesregierung zu einem Coronagipfel lädt. Gleichzeitig steigen die Infektionszahlen, vor allem bei jungen Menschen.
Verschiedene Vergleiche
Als die Bundesregierung am 13. März einen Teillockdown verkündete, gab es in Vorarlberg 26 aktiv positiv getestete Menschen. Schulen und Kindergärten wurden geschlossen, die Landesregierung sagte die Gemeindewahl ab. Gestern, Donnerstag zeigte die offizielle Statistik 65 aktiv positiv getestete Menschen in Vorarlberg an. Trotzdem beginnt am 9. September die Dornbirner Messe, am 13. September ist die Gemeindewahl angesetzt und am 14. September startet die Schule. Was hat sich im Vergleich zum Frühjahr geändert? Vieles wusste man damals nicht, betont Gesundheitsexperte Armin Fidler. Die Auswirkungen des Schulstarts können aber nur geschätzt werden. “International zeigen sich unterschiedliche Bilder. In den USA haben die Schul- und Universitätsöffnungen zu einem massiven Anstieg geführt. In anderen Ländern war das nicht der Fall. Wir werden es erst merken, wenn wir soweit sind.” Allerdings sei Österreich in einer relativ guten epidemiologischen Situation.
Wie der Schulstart aussieht, steht noch nicht fest. Die Vorarlberger Neos fordern von der Landesregierung Klarheit. Dass die Regierung am 27. August zu einem Treffen mit den Betroffenen und Verantwortlichen einlädt, sei grotesk. “Soll damit die Verantwortung für die Planlosigkeit der Landesregierung kurz vor Schulstart an die Lehrer abgewälzt werden?”, fragt Neos-Klubobfrau Sabine Scheffknecht. Pflichtschulgewerkschafterin Alexandra Loser hofft auf Klarheit bis Schulanfang. “Man muss noch vieles abklären. Zum Beispiel, wer überwacht die Einhaltung der Ampel?” Thomas Kelterer von Younion und somit Gewerkschafter der Kindergartenpädagoginnen, wartet ebenfalls noch auf klare Regeln. “Wichtig ist, dass man die Kindergärten nicht vergisst.”
Alle Fragen klären
Bildungslandesrätin Barbara Schöbi-Fink verspricht: “Wir werden die Ampel präsentieren und alle Fragen besprechen.” Auch jene nach dem Umgang mit Reiserückkehrern und dem Abstand in Kinderbetreuungseinrichtungen. Die Empfehlungen des Bundes für die Elementarpädagogik orientieren sich an den Vorgaben für Schulen.
Mut zum Risiko
Laut der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ) haben die Infektionszahlen seit Juli bei Kindern unter 15 Jahren um 60 Prozent zugenommen, in der Gesamtbevölkerung aber nur um 20 Prozent. Fidler bestätigt: “Zuerst dachten wir, dass junge Menschen gar nicht betroffen sind. Das stimmt aber nicht. Es gibt auch junge Menschen, die noch Monate nach einer Infektion an Nachwehen laborieren.” Aber insgesamt weiß man nun mehr über das Virus. Und es befinden sich weniger Menschen im Krankenhaus als im Frühjahr. Deshalb öffnen die Schulen und es werden eine Messe und eine Wahl veranstaltet. “Man muss alles tun, um das Risiko zu minimieren”, betont der Gesundheitsexperte. “Aber man muss einen gewissen Mut zum Risiko haben. Zu verlangen, es auf null zu setzen, wird sich nicht spielen.”