Jetzt kann die Schule anfangen

Der Schulstart ist für Eltern teuer. Im Zuge einer Hilfsaktion wurden 280 Schulrucksäcke an sozial benachteiligte Schüler verteilt.
Lauterach/Götzis Anfang nächster Woche startet das neue Schuljahr. In Zeiten von Corona ist das sonst so freudige Ereignis durch manche Sorgen überschattet. Doch auch ohne Pandemie gibt es in Vorarlberg Familien, für die der Schulstart eine finanzielle Herausforderung ist. „Man schätzt, dass der Schulanfang Eltern pro Kind zwischen 200 und 300 Euro kostet“, sagt Annegret Senn von der Volkshilfe Vorarlberg. Der karitative Verein unterstützt seit dem Jahr 2008 Familien, die unter der Armutsgefährdungsschwelle liegen, zum Schulanfang im Zuge der sogenannten „Schulstartaktion“. „Sie bekommen von uns 60 Euro pro Kind. Im Vorjahr haben wir im Rahmen dieser Aktion mehr als 10.000 Euro ausgegeben.“ Laut Senn ist die Nachfrage nach dieser Unterstützung heuer besonders groß. „Es wurden schon ganz viele Anträge gestellt.“ Senn führt das auf die Coronapandemie zurück. Durch sie wurden viele Menschen arbeitslos oder in Kurzarbeit geschickt. Das hat die Situation sozial benachteiligter Schüler weiter verschärft. Hilfsaktionen sind daher gerade in diesem Jahr wichtig.
“Ich will jenen etwas zurückgeben, die nicht so gut bemittelt sind.”
Walter Burda, Unternehmer und Initiator der Hilfsaktion
Walter Burda (56) hat rechtzeitig zum Schulbeginn eine solche auf die Beine gestellt. Der Unternehmer aus Lauterach, der seit 1992 einen Werbemittelhandel (Burda-Werbung) betreibt, händigte Elmar Stüttler vom Verein Tischlein deck dich kürzlich 280 Schulrucksäcke aus, jeder gefüllt mit Schulartikeln und einer Warnschutzweste. Diese Rucksäcke im Gesamtwert von zirka 5000 Euro werden derzeit an den Ausgabestellen von Tischlein deck dich an Bedürftige verteilt. „Alle Kinder sollten zum Schulanfang gut ausgestattet sein“, wünscht sich Burda, der selbst Vater zweier Kinder ist. Sein soziales Engagement begründet er damit, „dass ich etwas an jene zurückgeben will, die nicht so gut bemittelt sind“. Das sei ihm ein großes Anliegen, zumal er als Unternehmer von der Coronakrise profitiert habe. „Wir konnten Atemschutzmasken verkaufen.”

An der Ausgabestelle in Götzis haben sich schon einige Menschen eingefunden, darunter auch einige Kinder. Nilofar (9) und Nurges (7) sind aufgeregt. Ihr Vater, ein Afghane, der vor fünf Jahren als Flüchtling ins Land kam und nun ehrenamtlich für Tischlein deck dich arbeitet, hat ihnen gesagt, dass heute Rucksäcke verteilt werden. Als die Mädchen sie ausgehändigt bekommen, schultern sie sie gleich. „Der ist aber schön“, freut sich Nilofar. Ihre kleine Schwester ist ganz aus dem Häuschen: „Da kann ich meine Jausenbox, meine Trinkflasche und meine Federschachtel reingeben.“ Jetzt kann die Schule beginnen. Die Flüchtlingskinder freuen sich auf den Schulstart. Nilofar gibt aber zu, „dass ich manchmal keinen Bock habe, in der Früh aufzustehen. Aber meistens will ich schon in die Schule gehen.“